Boxermotor, Krupp-Ottomotor mit Getriebe, Friedrich Krupp AG, Essen, 1935, Stahl, Aluminium, Grauguss, Gummi, Kunststoff, 104 x 155 x 114 cm, Inv.-Nr.: rz 12/52 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
„Was seit langem erstrebt wird, ist durch Krupp erreicht: Einfachheit und größte Betriebssicherheit“. Vollmundig priesen die Werbetexter der Kruppschen Kraftwagenfabrik in den 1930er Jahren den ersten selbst entwickelten luftgekühlten Ottomotor an.
Der Boxermotor der Kruppschen Kraftwagenfabrik (KraWa) war 1929 eigens für einen kleineren dreiachsigen Gelände-Lastwagen mit zwei Tonnen Nutzlast entworfen worden. Solche geländegängigen „Sechsradwagen“ standen gegen Ende der Weimarer Republik bei der Reichswehr hoch im Kurs. Nutzfahrzeughersteller wie Büssing-NAG, Daimler-Benz und Krupp witterten neue Marktchancen und begannen eilig, derartige Fahrzeuge zu konstruieren.
Die besondere Bauart und der Einsatz dieser Spezialfahrzeuge im Gelände verlangten in der Tat nach einem luftgekühlten Motor. Im Vergleich zu den bislang in Deutschland üblichen wassergekühlten Fahrzeugmotoren war er die thermisch günstigere Antriebseinheit, da bei langsamen Fahrten im Gelände nur wenig Fahrtwind den Wasserkühler unterstützte. Für die Kühlung der 55-PS starken Kruppschen Maschine sorgte dagegen ein turbinenartiges Lüfterrad, das am vorderen Ende der Kurbelwelle angeflanscht war. Da das Fahrzeug möglichst leicht sein und über große Bodenfreiheit verfügen sollte, waren die waagerecht liegenden Zylinder in Boxer-Form angeordnet. Der Motor trieb sowohl den zivilen Dreiachser L 2 H 43 an als auch die sogenannte Krupp-Protze, ein Aufklärungsfahrzeug der Wehrmacht.
Aufgrund der guten Erfahrungen, die man mit dem leichten luftgekühlten Boxermotor gesammelt hatte, entschied sich die Fried. Krupp AG, ihn auch in die neuen, ab 1932 gebauten 2- und 2,5-Tonner-Schnelllastwagen einzubauen. Die 55-PS-Maschine stand am Anfang einer ganzen Reihe von luftgekühlten Motoren, die bis in den Zweiten Weltkrieg hinein konstruiert und in relativ großen Stückzahlen gebaut wurden. Krupp beließ es jedoch nicht beim Bau luftgekühlter Ottomotoren und präsentierte anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung Berlin 1934 der Öffentlichkeit einen neuartigen luftgekühlten Viertakt-Dieselmotor, der baulich weitgehend mit dem Vergasermotor übereinstimmte. Er trug die Bezeichnung M 601. Bei 3,45 Liter Hubraum leistete er 50 PS. Mit ihm bot Krupp serienmäßig den weltweit ersten luftgekühlten Dieselmotor in einem Fahrzeug an.
Michael Gaigalat
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