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Foto (Repro von Glasnegativ) „Kinderspeisung seitens der GHH in der Steinbrinkschule“, 1933, Inv.-Nr.: ah g/15012 © LVR-Industriemuseum
Eigentlich sollten doch alle geradeaus in Kamera schauen. Aber nur ein paar wenige Kinder schauen wirklich auf den Fotografen, der die Kinderspeisung der GHH im Winter 1933 im Bild festhielt. Irgendetwas lustiges muss sich gleich neben ihm abgespielt haben. Denn die amüsierten Blicke der Kinder gehen weg von den sorgfältig inszenierten Kübeln mit der Mittagsmahlzeit, die doch im Mittelpunkt der Aufnahme stehen sollten.
Schon als am Ende des Ersten Weltkriegs die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln angespannt war, richtete die Gutehoffnungshütte (GHH) einen kostenlosen Milchausschank für Kleinkinder in den konzerneigenen Mütterberatungsstellen ein. Mit der Wirtschaftskrise von 1929 dehnte sie die Versorgung der Kinder von bedürftigen Werksangehörigen aus. Im Winter 1933 / 1934 nahmen täglich weit über 3.000 Kinder an dieser Verpflegungsaktion teil.
Zubereitet wurden die Speisen in der Küche des Ledigenheimes im Walzwerk Neu-Oberhausen und an achtzehn weiteren Ausgabestellen in Oberhausen. Dabei wurden bevorzugt Milch- und Kartoffelgerichte ergänzt um Gemüse und ein wenig Fleisch zubereitet. Auch frisches oder gekochtes Obst wurde angeboten. Eintöpfe standen dagegen selten auf dem Speiseplan, da darin die Inhaltsstoffe eher verkochten. Die Kinder, die an der Speisung teilnahmen, wurden regelmäßig ärztlichen Kontrolluntersuchungen unterzogen und ihr Gewicht protokolliert. Manche nahmen bis zu 4 Kilogramm zu, da sie sooft nachfassen konnten, wie sie wollten.
Rund 50.000 Reichsmark pro Jahr ließ sich die GHH die Kinderspeisungen bis Mitte der 1930er Jahre kosten. Die Gründe waren vielfältig. Zum einen zeigte die GHH damit ihre Verantwortung zur Fürsorge für Kinder bedürftiger Arbeiter. Zum anderen förderte man damit Bindung und Dankbarkeit bei den unterstützten Familien der Werksangehörigen, was sich im Wohlverhalten am Arbeitsplatz oder der entsprechenden Erziehung des Nachwuchses wiederspiegelte.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Versorgt! Betriebliche Fürsorge bei der GHH“
Kornelia Panek
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