Logo LVR - Qualität für Menschen
Grafik Industrieanlage

Strohhut mit Ripsband

1890 – 1915

Strohhut mit einem schwarzen Band

Strohhut mit Ripsband, 1890 – 1915, Stroh, Leder, Kork, Seide, 12 x 33 cm Ø, Inv.-Nr.: ra 00/332 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Wer hat diesen steifen Strohhut mit dem flachen Kopf und dem schwarzen Ripsband getragen – eine Frau oder ein Mann? Diese Frage ließe sich kaum beantworten, wenn nicht überliefert wäre, dass der ehemalige Besitzer männlich war.


Strohhüte dieser Art waren bei beiden Geschlechtern ein beliebtes Accessoire, dem man gerne poetische Namen gab wie Butterblume oder Sonnenblume. Die korrekte Bezeichnung kommt aus dem Französischen und lautet Matelot, bei einem Damenhut Canotier, und verweist auf seine Herkunft aus der Welt der Matrosen. Oft werden steife Strohhüte als „Kreissäge“ bezeichnet. Aber, dem hier gezeigten Hut fehlen die charakteristischen „Sägezähne“ am Rand.


Die Modegeschichte des steifen Strohhuts beginnt nach der Mitte des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurde der Huttyp vor allem von Kindern getragen, nur ein Jahrzehnt später fanden auch Frauen daran Gefallen und nach einem weiteren Jahrzehnt hatten ihn auch die Männer in ihre Garderobe übernommen. Der Matelot fand bei ihnen so großen Anklang, dass die Herren ihn im Sommer sogar zum Frack trugen, zu dem eigentlich ein Zylinder gehörte. Das hatte schon etwas leicht Extravagantes und war nur in den mondänen Badeorten möglich.


Seine Blütezeit erlebte der steife Strohhut um 1900. Schneller als die Damen verloren die Herren das Interesse an diesem Accessoire. Zwischen 1930 und 1935 kam er aus der Herren-Mode, während er bei den Damen weiterhin beliebt war und auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg getragen wurde. Vielleicht blieben sie ihm länger treu, da er sie begleitet hatte, als sie sich die Welt der Bewegung und des Sports aneigneten: Ob zum Fahrrad fahren, zum Tennis oder Krocket, ein Canotier war passend wie schick und mit einem Kinnschleier konnte er auch bei schnellen Bewegungen gehalten werden.


Als der Hut nach dem Zweiten Weltkrieg wieder bei den Damen in Mode kam, garnierten sie den mal mehr und mal weniger breiten Rand gerne mit Blumentuffs, Früchten und hochstehenden oder flach eingesteckten Federcouteaus oder ganz traditionell mit Samtbändern und einem Schleier unter dem Kinn.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Die Macht der Mode – Zwischen Kaiserreich, Weltkrieg und Republik“


Christiane Syré


Hat Ihnen das Objekt gefallen? Haben Sie weitere Informationen für uns oder eine Geschichte darüber zu erzählen?

Dann schreiben Sie an !