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Steghose aus Helanca

um 1955

Gelbe Steghose

Steghose für Damen, Um 1955, Polyamid (HELANCA), Gummi, 90 x 45 cm, Inv.-Nr.: ra 12/110 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Steghosen sind bereits in den 1930er Jahren als Sport- und Freizeithosen sowohl bei Herren wie auch bei Damen modern. Die zunehmende Attraktivität des Skifahrens – gerade im Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen 1936 – machte den Hosentyp aus elastischen Garnen beliebt. Doch es ist das Material, das diese Steghose zu einem Objekt besonderen Interesses macht, hier wird der Bruch von Entwicklungslinien durch Diktatur und Krieg sichtbar.

Einnäher auf der Bundinnenseite der Hose

Diese Steghose ist nicht einfach eine von vielen: Es ist eine Helanca. In den 1950ern wird das Begriffspaar „Helanca-Hose“ zum Synonym für Steghosen. Doch die Materialgeschichte reicht zwei Jahrzehnte weiter zurück. 1931 gelingt es dem US-Amerikaner Rudolph H. Kägi ein hochelastisches Polyamidfilamentgarn zu entwickeln. Obwohl Kleidungsstücke aus diesem Material bei der Wäsche ‚größer‘ wurden, kaufte bereits 1932 die im Jahr 1835 gegründete Schweizer Firma Heberlein & Co. die Rechte und produzierte unter dem Markennamen Helanca. Bereits 1935 gelang es ihren Chemikern die Fasern durch die Zugabe von Formaldehyd deutlich zu verbessern.


Der Zweite Weltkrieg stoppte zunächst den Siegeszug des „fantastisch-elastischen“ Garns. Nach dem Krieg lizensierte Heberlein die Produktion und richtete eine eigene Fabrik für Helanca-Fertigungsmaschinen ein. Der Hinweis, dass diese Helanca aus Rayon, einem Viskosefilament hergestellt ist, verweist auf den Grundstoff Zellulose. Dass die Hose aber tatsächlich erst in den 1950er Jahren produziert worden ist zeigt der Pflegehinweis: „wie Neylon oder Perlon behandeln“, der sich auf das erst seit 1949 auf dem deutschen Markt angebotene Perlon bezieht.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“


Martin Schmidt


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