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Kindermatrosenanzug

1910 – 1925

Blau-weißer Anzug für Kinder an einer Figurine

Kindermatrosenanzug, 1910 - 1925, Wolle, Baumwolle, Kunstfaser, 33 x 68 cm (Oberteil), 62 x 48 cm (Hose), Inv.-Nr.: ra 98/205 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Matrosenanzüge galten zwischen 1870 und 1930 als Inbegriff der Kinderkleidung. Sie wurden das ganze Jahr hindurch schichtenübergreifend und zu diversen Gelegenheiten getragen. Unterschiede zwischen den Anzügen bestanden durch unterschiedliche Stoffe und durch die Länge der Hosen.


Der Matrosenanzug des LVR-Industriemuseums ist sehr gut erhalten. Vermutlich wurde er nicht wie üblich zur Schule oder im Alltag getragen, sondern zu besonderen Anlässen wie zur Konfirmation oder Kommunion oder er könnte Teil der Sonntagskleidung gewesen sein.


Der Anzug ist ein einfacher und schlichter Strickanzug und mit einem großen Matrosenkragen, drei weißen Streifen an Kragen und Ärmeln sowie einem weißen Band, welches eine Schleife andeutet, besetzt. Neben der typischen dunkelblauen Farbe weist er Materialien wie Wolle, Baumwolle und Kunstfaser auf.


Der Schnitt ermöglicht den Kindern viel Bewegungsfreiheit, das Material ist gut waschbar. Daher ist der Anzug eine ideale Kinderkleidung. Er entsprach den Ansprüchen, die Vertreter der Reformbewegung im ausgehenden 19. Jahrhundert an reformierte Kinderkleidung stellten. In dieser Zeit kamen Matrosenanzügen bereits als Massenproduktion auf den Markt, zum Beispiel von der Stuttgarter Firma Bleyle.


Im Gegensatz zu den „Kieler Anzügen“, die echten Matrosenuniformen sehr ähnlich sind, fehlt dem vorliegenden Reformanzug der schwarze Schlips. Auch die typische weiße Schleife ist nur angedeutet. Zudem wurden „Kieler Anzüge“ meist aus hochwertigeren Materialien wie Tuche gefertigt. Seinen Höhepunkt erlebte der Kindermatrosenanzug vor dem Ersten Weltkrieg unter Wilhelm II., wurde aber von Kindern bis in die 1940er Jahre getragen. Darüber hinaus steht der Kindermatrosenanzug für wilhelminischen Militarismus und die politische Bedeutung der Flottenaufrüstung vor dem Ersten Weltkrieg.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Die Macht der Mode – Zwischen Kaiserreich, Weltkrieg und Republik“


Lea Schreck


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