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Chiffonkleid mit Jacke

um 1930

Langes Kleid mit passender Kurzarm-Jacke, beides aus Seidenchiffon mit Blumenmuster, an einer Figurine

Chiffonkleid mit Bolero, um 1930, Seidenchiffon, 110 x 164 cm (Kleid), 43 x 62 cm (Jäckchen), Inv.-Nr.: eu 05/230 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

In diesem zarten Chiffonkleid mit passender kurzärmeliger Jacke konnte sich eine Dame in den frühen 1930er Jahren sehen lassen: Sie war damit für besondere Anlässe „passend“ gekleidet, wie man es in der Zeit formulierte. Die Eleganz des Kleides liegt in dem engen Schrägschnitt, der gleichzeitig für fließende Konturen und in Verbindung mit dem dehnbaren Stoff für einen bequemen Sitz sorgte. Die Trägerin konnte sich frei und uneingeschränkt in dem figurbetonten Kleid bewegen.


Für jeden Anlass das passende Kleid – in gehobenen bürgerlichen Kreisen bereits im späten 19. Jahrhundert etabliert, setzte sich das für breitere Schichten erst Jahrzehnte später, nämlich in den ausgehenden 1920er Jahren durch. Bis dahin hatten die „einfachen Leute“ zwischen überwiegender Arbeits- und Hauskleidung und dem einen „guten Kleid“ für besondere Gelegenheiten, ob Kirchgang oder Familienfeier, unterschieden. In den Jahren zwischen den Weltkriegen gehörte es für breitere Gesellschaftsschichten zum guten Ton, immer korrekt gekleidet zu sein.


Das bedeutete für unterschiedliche Anlässe und Tageszeiten über die passende Garderobe zu verfügen. So schrieb 1929 die Journalistin Margret Halm in der Zeitschrift „Die Frau“: „Für jede Stunde des Tages, für jede Art der Lebensführung und für jede nur irgendwie vorkommende Gelegenheit zeigt die Mode den korrekten Anzug, der sich gerade wie kein anderer eignet.“ Auch wer sich nicht viel Neues leisten konnte, versuchte doch über modische Veränderungen seines Kleiderbestandes diesen Trend mitzumachen.


Das hier gezeigte lange, ärmellose Chiffonkleid mit dem Jäckchen ist ein typisches Beispiel für eine an Anlass oder Tageszeit gebundene Kleidung und gehörte sicher in den Kleiderschrank einer gut situierten Dame. Es konnte ebenso gut zum 5-Uhr-Tee, zur Gartenparty wie zu einer Abendgesellschaft getragen werden. Es ist aus dem um 1930 beliebten Chiffon, ein zartes Crêpe-Gewebe, im Schrägschnitt genäht worden. Der fast transparente Stoff mit dem Blumenmuster und die vielen lose hängenden Teilen geben dem Kleid seine Leichtigkeit: jeder Luftzug setzt es in Bewegung.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“


Carmen Naumann


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