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Fahne „Sängerbund Gutehoffnungshütte Sterkrade e.V. 1868“

1928

Fahne des Sängerbundes mit Aufschrift und Verzierungen

Fahne „Sängerbund Gutehoffnungshütte Sterkrade 1906 e.V.“, 1928, Baumwolle, Seide, Metallfäden, 105 x 106,5 cm, Inv.-Nr.: ah e/337 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Mit der Industrialisierung und zunehmenden Urbanisierung boomte seit Mitte des 19. Jahrhunderts das Vereinswesen. Neben karitativen Vereinen, Arbeitervereinen und Sportvereinen wurden auch Kultur- und Freizeitvereine gegründet.


Vereine galten als modern und zukunftsorientiert und hatten im Kaiserreich großen Zulauf. Vor allem für Männer waren Vereine Teil der Freizeitgestaltung. Über den Zweck des Vereins hinaus bedeutete eine Mitgliedschaft organisierte Geselligkeit und regelmäßige Veranstaltung von Festivitäten.


Den Grundstein für den „Sängerbund Gutehoffnungshütte“ legten Louis Haniel und Ernst Jacobi im Jahre 1850. Innerhalb ihres Unternehmens, der Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen, hatten sie 1839 mit neun weiteren Mitgliedern die „Gesellschaft Erholung“ in (Oberhausen-) Sterkrade zur Pflege der Geselligkeit gegründet. Aus ihr erwuchsen zahlreiche Aktivitäten, wie ein Kegel- oder Tennisklub, aber auch der Männergesangverein „Frohsinn“. Doch dieser bestand nur wenige Jahre, wurde wegen Reibereien aufgelöst und schließlich 1868 neu gegründet.


1906 schloss sich dann der MGV „Frohsinn“ mit dem „Gesangverein der Gutehoffnungshütte“ unter der Schirmherrschaft des Werksdirektors Paul Reusch zum MGV „Sängerbund Gutehoffnungshütte Sterkrade“ zusammen. Dieser hat bis heute als MGV „Sängerbund Gutehoffnungshütte Sterkrade 1868 e.V.“ Bestand.


Die Fahne für die Feier zum 60-jährigen Jubiläum wurde sehr wahrscheinlich von den Frauen des Männergesangvereins genäht und bestickt, zumindest aber in Auftrag gegeben. Die Leistung der Sängerfrauen sollte offensichtlich nicht unerwähnt bleiben, denn auf einem dazugehörigen Wimpel ist „Dem M.G.V. Sängerbund GHH e.V. zum 60jährig. Jubiläum gewidmet von den Damen des Vereins“ zu lesen. Darüber hinaus verweist die Aufschrift „D S B“ auf die Mitgliedschaft des Sängerbunds der GHH im weltweit größten Laienchorverband, dem „Deutschen Sängerbund“. Das „S“ ist wie ein Notenschlüssel gestaltet.


Auf der Vorderseite der Fahne ist ein schwimmender weißer Schwan mit ausgebreiteten Flügeln und umrankt von Eichblättern zu sehen. Auf dem Rücken trägt er eine Lyra, ein antikes Zupfinstrument. Der Schwan symbolisiert reinen und lieblichen Gesang. Die Szene geht zurück auf die griechische Mythologie, als Apollo, der Gott der Musik, im Beisein eines Schwans geboren wurde und gen Himmel flog. An anderer Stelle soll der begnadete Sänger Orpheus in einen Schwan verwandelt worden sein, der mit seiner Lyra gen Himmel flog.


Der Eichenblätterkranz hat eine ähnliche Funktion wie ein Lorbeerkranz und ist Ausdruck von Ehre. Die Kombination von Schwan, Lyra und Eichenlaub ist damit das Sinnbild deutschen Gesangs an sich. Die Fahne aus der Sammlung des LVR-Industriemuseums ähnelt einem Exemplar des MGV „Liederkranz Düsseldorf-Hamm“, gegründet 1903. Das lässt vermuten, dass die Motive weit verbreitet waren.


Die Rückseite ist mit einem Jugendstilmotiv verziert, das ein Notenblatt und einen Taktstock im Lorbeerkranz zeigt – ein weiteres Zeichen der Hochachtung vor der Musik. Umschlossen wird das Bild mit den Worten „Grüss Gott mit hellem Klang, heil deutschem Wort und Sang“, die von Gottesgläubigkeit und Nationalbewusstsein der Kaiserzeit zeugen.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“


Regina Weber


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