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Grafik Industrieanlage

Feuerländer

Regions of Vulcan

Bild von Joseph-Fortuné Layraud

Die bislang größte internationale Ausstellung des LVR-Industriemuseums zeigte in Oberhausen die bewegte Geschichte der Arbeit aus dem Blickwinkel der Kunst mit Beispielen des Bergbaus und der Eisen- und Stahlindustrie von 1800 bis heute.

Feuerspeiende Hochöfen und düstere Bergwerksstollen wurden in den Bildern genauso gezeigt wie das Leben der Menschen in der Industriegesellschaft. „Feuerkult im Behrens-Bau" nannte sich der historische Teil der Ausstellung über das Industriebild zwischen 1780 und 1980, der Teil zur Gegenwartskunst in der Zinkfabrik Altenberg „Brandherde im Kesselhaus".


Bild: Arbeiter auf der Hütte

Geschichte der harten Arbeit

Im Mittelpunkt der bislang größten internationalen Ausstellung des Hauses stand die Geschichte der Arbeit aus dem Blickwinkel der Kunst an Beispielen aus Bergbau sowie Eisen- und Stahlindustrie von 1800 bis heute. Die Künstlerinnen und Künstler haben das Leben mit der Montanindustrie in zum Teil monumentalen Werken gefeiert, beschworen und auch verdammt. Vielfältig waren ihre Sichtweisen auf die entstehende Arbeitsgesellschaft. Das thematische Spektrum reichte von Landschaftsmalerei über Darstellungen von Arbeit und Protest bis zu fast abstrakten Werken, die die Farbigkeit des Feuers in den Prozessen der Schwerindustrie darstellen wollen. Damit bot die Ausstellung gleichzeitig einen Überblick über die Geschichte der Industriemalerei.


Am Anfang war das Feuer

Den Stoff für die Bilder lieferten „Feuerländer", also die Regionen ‚vulkanischer', das heißt montanindustrieller Vergangenheit und Gegenwart. Schein und Widerschein der Flammen, Funken und Rauch faszinierten die Künstler daran. Die ästhetischen Möglichkeiten der Feuersbrunst machten die Schwerindustrie besonders bildwürdig. Eine andere Art des Feuers fand ab 1918 Einzug in die Darstellung der Maler: Die Bilder sollten auf beiden Seiten der Front den Wehrwillen befeuern und das Durchhaltevermögen bestärken.

Blick in die Ausstellung

Künstler der Ausstellung

Die künstlerische Auseinandersetzung um die sich entwickelnde Arbeitswelt, um die Richtung der Industriegesellschaft und ihre kapitalistische Wirtschaftsordnung wurde in der Ausstellung an Werken aus Belgien, Niederlande, Spanien, Italien, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Polen und den USA geführt. Diesen Reichtum feuerländischer Internationalität präsentierte das LVR-Industriemuseum bewusst in summarischer Fülle, nicht Region für Region. Zu den Stars der Ausstellung zählten Birkle, Bonhommé, Calvelli, Corinth, Felixmüller, Gessner, Gorson, Grossberg, Hoerle, Kirchner, Luyten, Rethel und Ritterbusch.


Highlights

Eines der imposantesten Werke der Ausstellung war das Ölgemälde „Der Streik" des Belgiers Henry Luyten, das zwischen 1888 und 1893 entstand. Das Bild – ein „Triptychon", aus drei Teilen bestehend – bildete mit einer Höhe von 3,55m und einer Gesamtlänge von 11,10m ein Kernstück der Ausstellung. Das Gemälde setzte sich inhaltlich mit einem dramatischen Streik tödlichen Ausgangs in Wallonien auseinander. Beeindruckend waren auch die spätexpressionistischen Werke „Alte Kohlenbergarbeiter" und „Kohlenarbeiter auf dem Zechenhof" von Conrad Felixmüller aus den 1920er Jahren. Statt naturalistische Treue anzustreben, griff der Künstler zu eckigen Formen, körperlichen Deformationen, giftigen Farben, gewagten Kontrasten und breiten, verwischenden Pinselspuren. Ein Feuerwerk der Gegenwartsmalerei war das Gemälde „Flowing Steel" von Klaus Ritterbusch von 1997, in dem sowohl Schönheit wie Schrecken der Industrie anhand der in einmaligen Rot- und Gelbtönen dargestellten Stahlproduktion zu Tage traten.


Feuerkult und Brandherde

„Feuerkult" nannte sich der historische Teil der Ausstellung im Peter-Behrens-Bau, der Teil zur Gegenwartskunst in der Zinkfabrik Altenberg „Brandherde". Im Behrens-Bau wurden ca. 140 Bilder ausgestellt. In 13 Kapitel aufgeteilt zeigten sie, wie sich das Industriebild zwischen 1780 und 1980 im Angesicht der jeweiligen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage wie auch der Stilrichtung in der Kunst entwickelte. Der Ausstellungsteil „Brandherde" präsentierte weitere 60 Bilder, die zwischen 1980 und der Gegenwart entstanden sind. Die Arbeiten im Kesselhaus griffen aktuelle Debatten über den Wert der Arbeit in der digitalisierten Industriegesellschaft auf und diskutierten den Umgang mit den Überbleibseln der ausgemusterten Industriewelt.

Die Ausstellung bot eine Reise durch Raum und Zeit der Industriekultur. Sie machte deutlich, wie Bilder nicht nur Realität spiegeln, sondern auch aktiv in politische Auseinandersetzungen eingreifen und Positionen beziehen.



Laufzeit der Ausstellung: 25.7. – 28.11.2010


LVR-Industriemuseum

Zinkfabrik Altenberg

Hansastraße 20

46049 Oberhausen