Ansichtskarte „Gruss aus Oberhausen“, 1969, Papier, 10,5 x 14,5 cm, Inv.-Nr.: rz 02/1205 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Auf dieser Postkarte findet man noch die häufige Klage darüber, dass man keine Zeit zum Briefeschreiben findet. Im Vergleich zur Postkarte erfordert ein Brief viel mehr Zeit. Für den inhaltlichen Aufbau, die formale Gestaltung sowie für die Anrede und Grußformeln gelten strenge Regeln der Höflichkeit. Ein Brieftext will also wohl überlegt sein.
Früher fertigte der Absender meistens zunächst einen Entwurf des Textes an und übertrug ihn dann in Reinschrift. Eine Postkarte zu schreiben, ist schnell und unkompliziert. Umgangssprache war schon damals, anders als in Briefen, akzeptiert und half Botschaften einfach und verständlich zu verfassen. Allgemein gebräuchliche Abkürzungen sparten zugleich Platz auf der Postkarte und Zeit beim Schreiben.
Meist zeigten Ansichtskarten klassische Architekturdenkmäler, zentrale Orte und die wichtigsten Einrichtungen der Obrigkeit. In Oberhausen, wie im gesamten Ruhrgebiet, wurden zusätzlich oft Zechen und Hüttenwerke abgebildet. Aber diese Karte, die den Poststempel vom 15.11.1969 trägt, zeigt noch etwas anderes. Oberhausen zieht schon lange Touristen an, nicht erst seit alte Industrieanlagen zur kulturellen Attraktion geworden und auf Industriebrachen Konsumtempel entstanden sind.
Daniel Sobanski
Adressatin:
Fräulein
Barbara Opitz
Bochum-Ehrenfeld
Hugo-Schiltz-Str[aße] 53 I
Nachricht:
Liebe Bärbel! \Viele Grüße auch an
Deine Mutter/
Es ist zum Heulen, aber meinst du, ich kä-
me dazu, einen Brief zu schreiben? Der folgt
aber auch jetzt in Kürze. Bestimmt! Als erstes
danke ich Dir aber ganz, ganz herzlich für die
schöne Briefmappe. Was bist Du doch ein
leichtsinniges Kind. Wie konntest Du bloß
so viel Geld für ausgeben, wo Du sowieso
schon so knapp warst. Da freue ich mich doppelt
drüber. Die Briefmappe kann ich prima verwenden.
Hatte ja überhaupt keine. Ich habe sie als
erstes Mal auf der Reise nach Oberhausen ein-
geweiht. Also, nochmal vielen Dank dafür. Du
liebe Bärbel, ich hatte noch 4 Tage Urlaub zu kriegen,
die ich jetzt in Oberhausen verbringe. Du siehst
der Kohlenpott reizt mich noch immer. Gruß u[nd] Kuß Gilla[?]
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