Gebrauchsanweisung für Staubsauger "Vorwerk-Kobold", Vorwerk & Co. Wuppertal, Barmen, 1956, Papier, 12,5 x 18,5 cm, Inv.-Nr.: ek 95/412 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
In den 1930er Jahren setzte sich auch in Deutschland der elektrische Staubsauger durch. Zu den meist verkauften Modellen zählte schon bald der „Kobold“-Staubsauger der Firma Vorwerk & Co. in Wuppertal.
Nach der Patentierung des „Kobold“-Staubsaugers 1930 lief das Staubsaugergeschäft der Firma Vorwerk & Co. zunächst nur mäßig an. Das änderte sich erst, als Vorwerk & Co. den Direktvertrieb einführte. Bis 1937 wurden dadurch eine halbe Million „Kobold“-Staubsauger verkauft. Staubsaugervertreter führten die Staubsauger zuhause vor, wo die Hausfrauen das Gerät gleich selbst ausprobieren konnten. Vermutlich brauchten die Vertreter wenig Überzeugungsarbeit zu leisten, denn gegenüber dem anstrengenden Teppichklopfen, lagen die Vorteile auf der Hand. Das Konzept des Direktvertriebs hatte Werner Mittelsten Scheid, Sohn des Firmeninhabers Carl August Mittelsten Scheid und der Marie Mathilde Vorwerk, von amerikanischen Vorbildern übernommen.
Die Firma Vorwerk hatte ursprünglich als Wollspinnerei angefangen, stellte dann Teppiche und Möbelstoffe her und erweiterte ihre Produktpalette unter anderem um Grammophonmotoren. Während der Weltwirtschaftskrise 1929 konstruierte der Chef-Ingenieur Engelbert Gorissen aus einem Grammophonmotor, einem Gebläserad und einem Ansaug- und Ausblasstutzen den elektrischen Handstaubsauger „Kobold Modell 30“. Noch in den 1930er Jahren kamen Zubehörteile zur Erweiterung des Gebrauchs hinzu, wie zum Beispiel eine Vorrichtung zum Haare trocknen.
Die Gebrauchsanweisung des „Kobold“-Staubsaugers zeigt deutlich, worin die Qualität und der Nutzen des Geräts lagen. Der Handstaubsauger war handlich und einfach in der Bedienung. Zum An- und Ausmachen bedurfte es nur eines leichten Drückens des Schalters mit dem Fuß. Der kleine leistungsstarke Motor war direkt am Stiel befestigt, so dass das lästige Hinterherziehen des Wagens, in dem sich der Motor und der Staubbeutel befanden, wegfiel. Der textile Staubbeutel, der erst Anfang der 1960er aus Hygienegründen mit einer wechselbaren Papierfiltertüte ausgestattet wurde, und das aufgewickelte Kabel hingen ebenso direkt am Stiel.
Darüber hinaus wurde der Staubsauger „Kobold“ mit einer Teppichdüse mit einer Fadenheberkerbe und einer Teppichbürste für stärkere Verschmutzungen verkauft. Auch war er sehr gelenkig. Indem man den Stiel einmal umdrehte, konnte die Hausfrau auch höher gelegene Flächen, zum Beispiel auf den Schränken saugen. An anderen Stellen, wie unter Schränken oder Betten, war die Reinigung des Bodens wegen des steifen Stiels und des Motors schwieriger.
Der „Kobold“ von Vorwerk & Co. war nicht nur aufgrund der Qualität und der Werbung ein Verkaufsschlager. Die Werbung von Vorwerk unterschied sich nämlich kaum von Produktwerbungen für Hausgeräte anderer Firmen. Diese zeigten typischerweise das Bild der gepflegten Hausfrau, deren Arbeit leicht von der Hand geht. Neben dem erfolgreichen Direktvertrieb hatte der Vorwerk-Staubsauger seit Mitte der 1950er bis in die 1990er Jahre ein unverkennbares Produktdesign. Die Anmutung des grün-cremeweißes Kunststoffs dürfte vielen noch im Gedächtnis sein.
Regina Weber
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