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Grafik Industrieanlage

Schäferkarren

1950 – 1959

Schäferkarren mit angelaufener Farbe

Schäferkarren, 1950 – 1959, Holz, Metall, Glas, Stroh, 318 x 185 x 243 cm, Inv.-Nr.: eu 91/5558 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Arbeitsplatz und zeitweilige Unterkunft – der Schäferkarren vereint beide Aspekte der fast schon halbnomadisch zu nennenden Existenz eines wandernden Hirten.


Dieser frühe, aus heutiger Sicht wenig komfortable Vorläufer des Wohnmobils stammt aus der Voreifel bei Euskirchen. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein trugen hier wie in den höheren Regionen des Mittelgebirges große Schafherden zum finanziellen Auskommen der Bevölkerung bei. Bis mit der Eisenbahn die Überseewolle aus Australien, Neuseeland, Südafrika und Südamerika ins Land kam, war die Wolle der Eifel-Schafe das unerlässliche Rohmaterial für die blühende Tuchfabrikation zwischen Euskirchen, Aachen und dem belgischen Verviers. Der Schäferkarren hat also, bei aller archaischen Anmutung, durchaus etwas mit der Geschichte der Tuchindustrie in der Region zu tun.


Der Schäferkarren war Unterkunft und Arbeitsplatz. Er bot auf freiem Feld Schutz vor den Unbilden der Witterung, und der Schäfer konnte ihn sogar als Schlafstatt nutzen, wenn er fern von Haus und Familie mit seiner Herde über Land zog. Gleichzeitig fungierte das einfache Gefährt als mobiles Lager für alle Utensilien, die bei der Schäferei benötigt wurden, sowie als improvisierte Werkstatt, in der sich, geschützt vor Wind und Wetter, kleinere Reparaturen erledigen ließen. Wanderte die Herde weiter, fuhr auch der Schäferkarren mit, gezogen von einem Pferd, das ein freundlicher Bauer zur Verfügung gestellt hatte, oder später von einem Traktor.


Der hier vorgestellte Schäferkarren, dem die Strapazen eines langen Lebens im Freien deutlich anzusehen sind, besitzt eine hölzerne Deichsel mit Handgriffen. Sie ist, wie auch die Räder, neueren Datums. Im engen, grün gestrichenen Innenraum des mit Blech beschlagenen Karrens findet sich noch eine Reihe von Objekten, die an die Arbeit und an das einsame Leben eines Schäfers erinnern: Schnüre aus Hanf, eiserne Zangen für den Bau von Elektrozäunen, Bündel von Drähten, dicke Baumscheiben als improvisierte Sitzgelegenheiten, verschlissene Arbeitsschuhe, Hosenträger, Kaffeedosen, Medizinfläschchen und sogar ein Kleiner Katholischer Katechismus.


Autor: Markus Krause


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