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Grafik Industrieanlage

Wolldecke eines Soldaten

1942

Beige-graue, gefaltete Wolldecke

Wolldecke eines Soldaten, 1942, Reißwolle in Köperbindung, 168 x 121 cm, Inv.-Nr.: ra 12/72 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Die Decke gehörte zur Ausstattung eines Soldaten, die er bekam, als er im Alter von 18 Jahren zum Militärdienst eingezogen wurde. Sie begleitete ihn während des gesamten Zweiten Weltkriegs und der anschließenden amerikanischen Kriegsgefangenschaft. In Erinnerung an die Zeit und als eine Art Glücksbringer wurde sie aufbewahrt.


Die Wolldecke gehörte zur Grundausstattung der jungen Männer, die während des Kriegs zum Militärdienst eingezogen wurden. Es handelt sich um eine ganz einfache Wolldecke, die nicht einmal gekettelt bzw. gesäumt wurde. Der Stoff ist vergleichsweise hart und kratzig, aber immer noch aus 100 Prozen Wolle, sodass er – anders als manche späteren Ersatzstoffe – in der Lage war, seinen Besitzer zu wärmen.


Der Soldat erhielt sie, als er zur sechswöchigen Grundausbildung eingezogen wurde, die er in Ostpreußen absolvieren musste. Im Anschluss wurde er nach Südfrankreich versetzt, 1943 nahm er am Russlandfeldzug teil. Dort erlitt er schwere Verletzungen, die ihn in ein Lazarett nach Sachsen brachten. Nach Kriegsende kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft in einen sogenannten „Käfig“ an den Rheinwiesen. Seine Ehefrau schreibt dazu 2012: „Nach Kriegsende am 8. Mai 1945 nahmen ihn die Amerikaner gefangen und brachten ihn in ein provisorisches Gefangenenlager auf einer umzäunten und von amerikanischen Soldaten bewachten Wiese, wo er vier Wochen verbrachte. Wenn es regnete, legte er die Decke über sich. Den Tag verbrachten die Soldaten im Matsch und konnten später in Behelfshütten die Nacht verbringen. […] Mein Mann brachte die Decke (gewaschen) mit in die Ehe und so lebte sie mit uns gut verpackt im Schrank. Sie war so etwas wie ein Schutzengel oder treuer Begleiter durch harte Lebensjahre.“ Solche Decken waren nach dem Krieg auf dem Schwarzmarkt sehr beliebt, wurden gerne eingefärbt und als Mäntel weiterverarbeitet.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“


Claudia Gottfried


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