Funktionsmodell einer Fabrik, um 1915, Metall, Holz, Textil, Porzellan, Pappe, Leder, 160 x 140 x 45 cm, Inv.-Nr.: ob 88/51 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Das funktionstüchtige Modell stellt eine kleine Fabrik dar. Ohne dass genau gezeigt wird, was in diesen Räumen produziert wird, ist gleichwohl deutlich, dass es sich um eine mechanische Werkstatt handelt, in der Metallgegenstände bearbeitet werden können. Ein großes Spielwarengeschäft in Stuttgart hatte das Modell bei einem Tischler und einem Elektriker um 1915 in Auftrag gegeben.
Das Modell besteht aus einem Holzkorpus, der wie eine Puppenstube zu einer Seite hin geöffnet ist. Vier Etagen und ein Keller bieten sich dem Blick des Betrachters dar. Ein Treppenhaus und ein Paternoster durchziehen das Gebäude vom Keller bis zum Dach. Im Erdgeschoss steht eine große Dampfmaschine, die wohl ursprünglich einen Generator angetrieben hat. Im Nebenraum ist die Schalttafel für die gesamte elektrische Anlage platziert. Es handelt sich um eine voll elektrifizierte Fabrik – eine für die Entstehungszeit, etwa 1915, sehr moderne Anlage. Von der funktionierenden Beleuchtung bis hin zum Antrieb der Transmissionen und der Aufzüge wird die Elektrizität genutzt.
Auf der zweiten und dritten Etage sind kleine Werkzeugmaschinen wie Drehbänke, Stanzen und Sägen montiert. Zudem ist eine Schmiedeesse mit Amboss, Schleifböcken und anderen Metallbearbeitungsmaschinen installiert. Schließlich ist auch eine kleine Holzwerkstatt vorhanden. Die Fabrikräume haben die damaligen Modellbauer mit Märklin-Maschinen bestückt, nur die Dampfmaschine stammt von der Firma Bing. Ein Kontor mit Schreibtisch und Tresor sowie ein Packraum für den Versand, der mit dem Speicher durch einen Lastenaufzug verbunden ist, runden das Raumprogramm ab. Auch Toiletten und Handwaschbecken auf allen Etagen fehlen nicht.
Belebt werden die einzelnen Szenarien durch eine größere Anzahl kleiner Porzellanpuppen: einen Direktor, zwei Besucherinnen, ein Kind sowie etliche Arbeiter und eine Packerin. Im Schaufenster des Spielwarengeschäftes ausgestellt, zeigte es dem staunenden Publikum mit viel Liebe zum Detail eine kleine moderne metallverarbeitende Fabrik zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.
Daniel Stemmrich
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