Stoppuhr für REFA-Zeitmessung mit Klemmbrett, Andreas Huber, München (Uhrmacher), Heuer, Biel/Schweiz (Uhrwerk), 1960 - 1969, Metall, Glas, Holz, 7,5 x 1,2 cm (ohne Brett), Inv.-Nr.: eu 96/107 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Bis auf die Sekunde genau wurde mit dieser Stoppuhr bei der Tuch- und Konfektionsfabrik Koenen in Euskirchen-Kuchenheim ermittelt, wie viel Zeit man für einzelne Arbeitsschritte brauchte. Aus mehreren Messungen wurden dann nach den Prinzipien des „Reichausschusses für Arbeitszeitermittlung“ (REFA) Zeit-Vorgaben zum Beispiel für das Einnähen eines Reißverschlusses ermittelt.
Der 1924 gegründete REFA, heute „REFA-Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung“ genannt, war in Deutschland die zentrale Organisation im Zusammenhang mit den Bemühungen um die Rationalisierung der Arbeit, die in der Konfektionsindustrie seit Ende der Fünfziger Jahre eine große Rolle spielte.
Der REFA-Verband und die von ihm ausgebildeten Fachleute erstellten beispielsweise Vorschläge zur „Optimierung“ betriebsinterner Arbeitsabläufe, indem sie der Frage nachgingen, wo unnötige Wege zurückgelegt wurden oder wie die Arbeit im Allgemeinen besser organisiert werden könne. Die Beschäftigten hatten sich an das vorgegebene Arbeitstempo zu halten. Unvorhergesehene kleinere Pausen zum Naseputzen oder einfach nur zum Durchatmen mussten herausgearbeitet werden. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter fühlten sich durch diese Studien und die entsprechenden Taktvorgaben kontrolliert und unter Druck gesetzt.
In jüngerer Zeit hat man erkannt, dass eine zu starke Zerstückelung und Disziplinierung der Tätigkeiten sich auf die Arbeitsfreude und Leistungsbereitschaft der Arbeiterinnen und Arbeiter eher negativ auswirkt. Demzufolge gibt es zunehmend Bemühungen, die Entscheidungen über die Arbeitseinteilung und –aufteilung nicht allein durch abstrakte Zeitvorgaben zu regeln, sondern die Verantwortung der Beschäftigten für ihre Arbeit zu stärken.
Detlef Stender, Monika Wilhelm
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