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Öffnungszeiten an Ostern

Alle Schauplätze des LVR-Industriemuseums sind an Karfreitag (29.3.2024) und Ostermontag (1.4.2024) geschlossen. Am Samstag (30.3.2024) und Ostersonntag (31.3.2024) ist geöffnet.

Grafik Industrieanlage

Arbeitsjacke

1950 - 1959

Grau-Blaue Arbeiterjacke mit Flicken und Verfärbungen

Arbeitsjacke, Tuchfabrik Müller, Euskirchen, 1950 - 1959, Baumwolle, 65 x 67 cm, Inv.-Nr.: eu wn/418 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Diese Jacke wurde bei der Inventarisierung der Tuchfabrik Müller in Euskirchen-Kuchenheim unter einem Webstuhl gefunden. Das Museum, das eigentlich die komplette Fabrikwelt präsentiert, hat sich gescheut, die Jacke auszustellen, weil ihr Zustand sicher nicht typisch für die Kleidung war, die sonst in der Fabrik getragen wurde.


„Das ist praktisch schon ein Lumpen“, meint ein ehemaliger Weber der Tuchfabrik. „Es kann nur noch sein, dass einer die nicht grad weggeworfen hat und gedacht hat: Kannst du ja auf den Boden legen, kannst du dich drauflegen, zum reparieren oder so...“ Für die Vermutung, dass die Jacke zum Schluss nicht mehr getragen, sondern eher als Unterlage oder gar als Lappen oder Ölfänger verwandt wurde, spricht auch der Fundort unter einem Webstuhl.


Um den fragilen Zustand der Jacke nicht weiter zu gefährden, hat das Museum von einer Textilrestauratorin die offenen Risse vorsichtig sichern und eine sanfte Reinigung vornehmen lassen. So wurden vor allem die klebrigen Maschinenölreste entfernt, die weiteren Schmutz angezogen hätten.


Dennoch ist die Jacke ein beeindruckendes Zeugnis für den Wandel im Umgang mit den Dingen des Alltags. Bis dieses Kleidungsstück ausrangiert wurde und eine neue Funktion erhielt, war es immerhin schon etliche Male geflickt und bis zur absoluten Materialermüdung getragen worden. In den 1950er Jahren bewegte man sich mit einem Kleidungsstück, das von Flicken und reparierten Rissen übersät war, sicher an der Schamgrenze. Damals war zerrissene und geflickte Kleidung nicht ‚cool', sondern eher ein Zeichen für Sparsamkeit und Mangel.


Detlef Stender


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