Pepita ist zurück. Besonders bekannt als schwarz-weißes Webmuster findet sich das zeitlose Design als Hahnentritt, Glencheck oder Pepita nicht nur auf Stoffen, sondern auf allem, was sich bedrucken lässt. Nachdem es einige Jahre in den Hintergrund geraten war, infizierten sich Lady Gaga und die komplette Designabteilung eines skandinavischen Textilunternehmens mit dem „Pepita-Virus“ und machten den Klassiker wieder hochmodern. Die Ausstellung „Das Pepita-Virus – Herstellung & Verbreitung eines Stoffmusters“ erzählte von der Geschichte und der Produktion dieses außergewöhnlichen und prägnanten Stoffmusters.
Wie alte Stofffunde zeigen, wurden Pepita-Muster schon vor mehr als 2000 Jahren gewebt. Seit dem späten 19. Jahrhundert treten sie vermehrt in Erscheinung. Zahlreiche Stoffproben in der Ausstellung zeigten die Wandlungsfähigkeit des Musters, dessen Definition selbst in der Fachliteratur nicht eindeutig ist. Wie es im deutschsprachigen Raum zur Bezeichnung als Pepita-Muster kam, ist nicht überliefert. Als Namenspatin gilt die spanische Tänzerin Pepita de Oliva (1830-1900), die Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland große Erfolge feierte. Insbesondere der französische Modeschöpfer Christian Dior hat das Pepita-Muster 1947 mit seiner Kollektion berühmt gemacht.
Im Nachkriegsdeutschland der frühen 1950er Jahre wurde die weniger glamouröse, klein-karierte Variante des Musters auf Anzügen, Hüten, Krawatten und Kostümen besonders beliebt. Der legendäre Pepita-Hut des damaliges Bundeskanzlers Konrad Adenauer, den er hauptsächlich im Italien-Urlaub am Comer See trug, transportierte eine gepflegte Gelassenheit und weckte die Sehnsucht nach dem in Italien vermuteten ‚Dolce Vita‘. Ob klein-kariert oder groß-gemustert – in den späten 50ern sprang das Pepita-Muster auf unzählige Alltagsobjekte über. Von der Kakao-Kanne über das Schokoladenpapier bis zum Feuerzeug und Taschenmesser wurden profane Gegenstände mit der Eleganz der schwarz-weißen Karos geadelt.
Nicht erst seitdem sich die Pop-Sängerin Lady Gaga 2011 von Kopf bis Fuß mit der Hahnentritt-Kollektion von Salvatore Ferragamo stylte, ist das Muster wieder ein zentrales Modethema. Auch Stil-Ikone Gwen Stefani liebt Outfits in dem schwarz-weißen Muster. Ob konservatives Understatement oder elegante Extravaganz – die Ausbreitung des Pepita-Virus erreicht einen neuen Höhepunkt. Nur auf Fernsehbildschirmen sorgen die optischen Eigenschaften für ein flimmerndes Bild und sind entsprechend unbeliebt. Für viele Künstler ist aber gerade dieser Effekt eine Inspirationsquelle.
Konzipiert hat die Ausstellung das Tuchmacher Museum Bramsche. Dort wurde eine große Sammlung alltäglicher, aber auch überraschender Objekte aus sechs Jahrzehnten für die Präsentation zusammengetragen. In der Tuchfabrik Müller war die Ausstellung auf rund 500 Quadratmeter erweitert zu sehen. Historische Kleidungsstücke und Fotografien, Zeitschriften, Grafiken und Musterbücher aus der Sammlung des LVR-Industriemuseums sowie viele private Leihgaben entführten die Besucherinnen und Besucher in die schillernde Pepita-Welt. Die Produktion von Pepita-Mustern auf Handwebstühlen sowie Modelle machten den komplizierten Webvorgang anschaulich. Zu festen Terminen ließen sich Handweberinnen und –weber bei der kniffligen Verkreuzung von schwarzen und weißen Fäden über die Schulter schauen.
Webmeister Günter Beckers hat auf den großen Webstühlen der Tuchfabrik Hahnentritt- und Pepita-Wollstoffe gefertigt, die es als Meterware im Museumsshop zu kaufen gab.
Laufzeit: 21.6.2015 – 3.4.2016
LVR-Industriemuseum
Tuchfabrik Müller
Carl-Koenen-Straße
53881 Euskirchen