Betriebsferien: Alle Schauplätze des LVR-Industriemuseums sind vom 23.12.2024 bis einschließlich 1.1.2025 geschlossen.
1954 beauftragte die August Thyssen-Hütte AG den Fotografen Herbert List (1903 - 1974), eine Werkreportage über das Duisburger Hüttenwerk zu erstellen. Drei weitere Aufträge folgten in den Jahren 1955, 1956 und 1959. Das Stahlunternehmen war nach Kriegszerstörung und Demontage im Laufe der 1950er Jahre mit modernen Produktionsanlagen ausgebaut worden und schickte sich durch ein gigantisches Investitionsprogramm an, zu Europas größtem Stahlproduzenten aufzusteigen. Das Unternehmen wollte diesen Prozess in Fotografien festgehalten wissen und benötigte für die Öffentlichkeitsarbeit qualitativ hochwertige und wirkungsvolle Fotografien.
Herbert Lists Aufnahmen mit dem für seine Fotografien charakteristischen Spiel der Lichtverhältnisse zeigen die Anlagen und die Arbeitswelt von der Anlieferung der Rohstoffe im Hafen bis zum Fertigprodukt im Walzwerk. Besonders reizte es List, Stahlarbeiter zu porträtieren. Die Bilder verdeutlichen die Entwicklung von konventionellen zu technologisch anspruchsvollen Anlagen, aber auch den Wandel von schwerer körperlicher Arbeit bis hin zu Arbeitsplätzen mit zunehmend überwachender Funktion. Das LVR-Industriemuseum präsentierte rund 65 dieser Fotografien.
List dokumentierte auch das vom Zweiten Weltkrieg zerstörte München, arbeitete als Bildjournalist und porträtierte bedeutende kulturelle Persönlichkeiten jener Zeit, u.a. Pablo Picasso. 1951 trat er der Fotoagentur Magnum als assoziiertes Mitglied bei.
Herbert List gilt als einer der wichtigsten Fotografen der Nachkriegszeit und als Meister der surrealen Fotografie. Über ein halbes Jahrhundert schlummerten Teile seines Schaffens wenig beachtet im ThyssenKrupp Konzernarchiv. Die Wiederentdeckung des Fotobestandes führte zur Ausstellung „Licht über Hamborn“, die aus dem LWL-Industriemuseum und dem ThyssenKrupp Konzernarchiv stammte.
List wandte sich bereits Mitte der 1960er-Jahre von der Fotografie ab. Er lehnte jede Hommage, Werkschau oder Formen des Personenkults ab und entzog sich so den Mechanismen des Kunstmarktes. Seinen Nachlass verwaltete der Fotograf Max Scheler, der zahlreiche List-Publikationen herausgab. Darin befindet sich jedoch kein Bild aus der Hamborner Serie. Lists „Hütten-Werk“ war bisher weitgehend unbekannt. Umso bedeutender war die Neuentdeckung des Bestandes durch Archivmitarbeiterin Astrid Dörnemann.
Laufzeit
24. April 2015 – 27. September 2015
LVR-Industriemuseum
Zinkfabrik Altenberg, Galerie
Hansastraße 20
46049 Oberhausen