Braune lange Jungenhose, 1950 - 1959, Viskose, Polyamide, Metall, Gummi, 87 x 35 cm, Inv.-Nr:. ra 12/109 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Es ist eine einfache Hose für Jungen mit Bundfalten, Gummizügen im Bund und Knopfleiste im Schlitz. Doch drei Dinge machen sie interessant: Das Material, eine an einer Gürtellasche hängende Aluminiummedaille und die Informationen des Etiketts.
Der Schriftzug „RayLon“ ist eine kunstvolle Veränderung des Wortes „Rayon“. Unter diesem Begriff wurden seit 1924 Kunstseiden aus Viskose verkauft. Bei RayLon handelt es sich jedoch um eine Mischung dieser weichen Viskosefasern mit dem härteren Perlon (83 Prozent zu 17 Prozent). Letzterer sollte in diesem Fall dem Hosenstoff Stabilität und somit eine längere Haltbarkeit geben – wichtig in einer Zeit, als Kleidung noch deutlich teurer war als heute.
In den 1950er Jahren war Perlon als Material für Kleidung noch nicht lange bekannt, obwohl es schon 1938 von Paul Schlach für die IG-Farben entwickelt worden ist. Zu Testzwecken wurden umgehend einige Damenstrümpfe hergestellt, dann kam es für Kleidung zunächst nicht mehr in Frage, da Perlon als kriegswichtiges Material eingestuft wurde und eine zivile Nutzung untersagt war. Stattdessen wurden zum Beispiel Fallschirme aus Perlon hergestellt. 1943 produzierte die IG-Farben trotzdem noch einmal ein kleines Kontingent Strümpfe, allerdings nur als Geschenke für die Ehefrauen der IG-Farbenmanager. Erst seit 1949 spielte Perlon in der Konfektionsindustrie eine größere Rolle.
Die Medaille an der Gürtellasche mit Indianerkopf- und Pferdemotiv und die Schreibweise der dort aufgedruckten Worte „Konfektions Industrie, ROLA Confections“, sowie der englisch verfasste Waschzettel in der Hose verweisen auf eine Produktion in den USA. Die Verwendung von Perlon anstelle des in den angloamerikanischen Ländern üblichen Nylons lassen aber den Schluss zu, dass die Hose vermutlich für den deutschen Markt produziert worden ist.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“
Martin Schmidt
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