Broschüre „Kampf dem Verderb! Wäscheschäden wie sie entstehen, und wie man sie verhütet.“, Verlag Henkel & Cie. A.G., Düsseldorf, Hausdruckerei, 1937, Pappe, Papier, 22 x 14,2 cm, Inv.-Nr.: ra 11/376 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Die Kampagne „Kampf dem Verderb!“ stand ab 1936 ganz im Zeichen der Kriegsvorbereitungen. Mit dieser großangelegten Aktion sollte die Bevölkerung zu einem sorgsamen Umgang mit allen Verbrauchsgütern, vor allem Nahrungsmitteln, aber auch Textilien angehalten werden. Ziel war es, die Produktion von Verbrauchsgütern zugunsten der Rüstungsindustrie zu drosseln, Ressourcen zu schonen und Devisen zu sparen.
„Der Wäscheschatz der deutschen Hausfrau stellt einen nicht unbeträchtlichen Anteil am deutschen Volksvermögen dar. – Seine Erhaltung und Pflege ist deshalb ein Gebot der Pflicht nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegenüber der Gesamtheit.“ Mit diesen Worten wird die Broschüre eingeleitet, die der Hausfrau an vielen bebilderten Beispielen erklärt, wie Schäden an Kleidung und Wäsche entstehen und wie man ihnen vorbeugen kann. Deutlich wird aber auch, dass der Umgang mit Textilien keine reine Privatangelegenheit ist, sondern eine Verpflichtung gegenüber der „Gesamtheit“ enthält, gemeint ist die „Volksgemeinschaft“.
Nicht nur Broschüren wie diese, auch Plakate, Ausstellungen, Vorträge und Schulungen etc. sollten vor allem die Frauen in ihrer Rolle als Hausfrau und Konsumentin für einen sparsamen und schonenden Umgang mit den vorhandenen Beständen gewinnen und ihnen entsprechende Kenntnisse vermitteln. Erfüllten sie diese Anforderungen, galten sie nicht nur als gute Hausfrau und Ehefrau, sondern auch als gute „Volksgenossin“.
Die Kampagne „Kampf dem Verderb!“ startete auf dem „Parteitag der Ehre“ am 9. September 1936 in Nürnberg. Sie war Teil des zugleich bekannt gegebenen zweiten Vierjahresplanes, der die Aufrüstung beschleunigen sollte und damit auch eine Maßnahme der Kriegsvorbereitungen war. Es ging nicht allein um Sparsamkeit und Wiederverwertung, was den meisten Frauen bestens vertraut war, sondern sie sollten ihr Handeln als ihren Beitrag für einen zukünftigen Krieg begreifen.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“
Christiane Syré
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