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Grafik Textilfabrik Cromford Ratingen

Weiße Kleider

Die Ausstellungswerkstatt im Herrenhaus Cromford

Vier Kleider auf Kleiderpuppen in einem Ausstellungsraum

Die Ausstellungswerkstatt „Weiße Kleider“ im neuen Ausstellungsraum des Herrenhauses der Textilfabrik Cromford zeigt Damenmode aus der Zeit zwischen 1770 und den 1850er Jahren. Nach historischen Vorlagen aus dem Rokoko, dem Empire und dem Biedermeier verdeutlichen die sieben nachgeschneiderten Modelle die Zusammenhänge zwischen Mode, Frauenbild und Gesellschaft.

Die präsentierten Kleider sind alle weiß und lenken somit den Fokus auf die Linie: die schmale Taille, das tiefe Dekolleté, der ausgestellte Rock. Kein buntes oder extravagantes Muster verstellt den Blick auf die Form. Den schlichten einfarbigen Kleidern sind an der Wand historische Einordnungen und Querverweise gegenübergestellt. Diese informieren über Form, Farbigkeit und Materialität der historischen Kleider und ordnen sie so in einen gesellschaftlichen Kontext ein. Museumspädagogische Elemente laden zudem zur spielerischen Auseinandersetzung mit verschiedenen Körperformen ein.

Nebeneinander sind vier Stapel mit Flyern oder Postkarten von verschiedenen Kleiderformen auf einem Brett ausgestellt. von links nach rechts lesen sich die Titel unter dem jeweiligen Foto Rokokokleid, Diréctoirekleid, Empirekleid, Empirekleid. Unter jedem Stapel ist ein Haken angebracht, auf dem nochmals die Bezeichnung des Kleides zu finden ist, mit einer Maßangabe zwischen 71 und 80 cm, von links nach rechts ansteigend.

Mode und Gesellschaft

Die Ausstellungswerkstatt zeigt anhand der weißen Kleider den Wandel der Mode und den Einfluss der rasanten politischen und gesellschaftlichen Umbrüche auf diese, wie etwa die Französische Revolution, der Niedergang der alten Ständeordnung und die Napoleonischen Kriege. Die bürgerliche Mode mit schlichteren Schnitten löste die opulente höfische Mode ab. Reifrock und Korsett wichen den zarten, fließenden, von der Antike inspirierten Kleidern des Empire. Im Biedermeier, auch zweites Rokoko genannt, wurden die Kleider wieder ausladend. Die Mode verrät, ob eine Frau dem adeligen oder dem bürgerlichen Stand angehörte, welche Werte sie vertrat und welche Rolle sie im gesellschaftlichen aber auch familiären Umfeld einnahm. So wurde im Rokoko das gepuschte Dekolleté betont, Korsett und weite Reifröcke ließen die Frauen noch schlanker wirken – ganz im Sinne des männlichen Betrachters. Für Tugendhaftigkeit und ein maßvolles Leben der Trägerin stand im Biedermeier die schmale Taille.

Zwei aufwenige historische Kleider auf Kleiderpuppen in einem Ausstellungsraum.

Mode und Cromford

Für „Weiße Kleider“ wurde ein bisher nicht genutzter Raum von rund 28 Quadratmetern in der zweiten Etage des Herrenhauses Cromford hergerichtet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Werkstatt gibt Einblicke in die Modewelt zur Zeit der Frühindustrialisierung und schlägt einen Bogen zum Gründer der Textilfabrik Cromford. Johann Gottfried Brügelmann errichtete nicht nur die Spinnerei in Cromford, sondern verfolgte ebenfalls das Ziel, in den lukrativen Modemarkt einzusteigen. Er eröffnete Webereien und experimentierte mit Färberei und Stoffdruck – allerdings nicht besonders erfolgreich. Noch bevor er seine Pläne umsetzen konnte, starb er mit nur 50 Jahren.

Blick in einen Ausstellungsraum mit Kleiderpuppen und zwei Personen.

Nachhaltiges Ausstellen

Die Ausstellungswerkstatt ist für das LVR-Industriemuseum Textilfabrik Cromford ein Pionierprojekt und Experimentierfeld im nachhaltigen Ausstellen. Sie reiht sich ein in aktuelle Debatten rund um Möglichkeiten eines ressourcenschonenden und CO2-neutralen Handelns in Kulturbetrieben. So wurde mit einfachen Mitteln und reversiblen Elementen gearbeitet, die sich wiederverwenden lassen, und auf eine aufwändig gestaltete Szenografie und gedruckte Texttafeln zugunsten handgeschriebener Poster verzichtet. Die entstandenen Printprodukte sind auf Recyclingpapier gedruckt.


Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag: 10-17 Uhr
Samstag + Sonntag: 11-18 Uhr
Zu den Öffnungszeiten an Feiertagen


Eintrittspreise

Regulärer Museumseintritt (6 €, ermäßigt 5 €, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben im LVR-Industriemuseum freien Eintritt.)


Ausstellungsort

LVR-Industriemuseum
Textilfabrik Cromford

Cromforder Allee 24
40878 Ratingen