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Grafik Industrieanlage

Enkel von Johann Gottfried Brügelmann

1823

Gemälde mit drei historisch gekleideten Personen. Zwei junge Männer stehen hinter eienr sitzenden jungen Frau, die eine Portraitzeichnung eines Mannes und einen Stift in der Hand hält. Neben ihr schaut ein Hund zu den beiden Männern auf.

Gemälde „Enkel von Johann Gottfried Brügelmann“, Heinrich Christoph Kolbe, 1823, Öl auf Leinwand, 156 x 130 cm, Inv.-Nr.: ra 03/9000 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Kurz nachdem Heinrich Christoph Kolbe 1822 seine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie antrat und sein berühmtes Goethe-Porträt malte, entstand die Auftragsarbeit aus dem Hause Brügelmann.


Heinrich Christoph Kolbe (1771 – 1836) war bereits zu diesem Zeitpunkt ein bekannter Porträtmaler, der wohlhabende Unternehmer und Bürger, vor allem aus dem Rheinland verewigte. An der Kunstakademie hatte er zahlreiche Schüler, die ebenfalls bekannte Künstler wurden wie Johann Wilhelm Schirmer oder Andreas Achenbach. Trotz seines Ansehens wurde Kolbe von Direktor Wilhelm Schadow 1832 beurlaubt und kehrte nicht wieder an die Akademie zurück. Der Grund war seine realistische Malerei im Stil des Klassizismus, den er sich bei einem Studienaufenthalt in Paris angeeignet hatte. Das Enkelporträt ist dafür ein gutes Beispiel.


Auf dem Gemälde sind Julius, Moritz und Charlotte Brügelmann, die Kinder von Johann Gottfried Brügelmann junior und seiner Frau Dorothea Sophia zu sehen. Sie sind die Enkel von Johann Gottfried Brügelmann, dem Gründer der Ratinger Textilfabrik Cromford. Vermutlich war es die Mutter Sophia, die das Familienporträt um 1823 bei Kolbe beauftragt hatte. Johann Gottfried Brügelmann junior verstarb 1808, so dass Sophia gemeinsam mit ihrem Schwager die Fabrik weiterführte. Der älteste Sohn Julius, in der Mitte des Bildes, sollte dann die Geschäfte übernehmen. Durch einen Jagdunfall 1830 kam dieser jedoch zu Tode. Der jüngere Bruder Moritz führte das Unternehmen zunächst mit seiner Mutter weiter. Er erbte später die Fabrik. Der jüngeren Tochter Charlotte Sophia (1805-1875) überschrieb man die Landgüter.


Die Tochter Charlotte ist auf dem Bild erst etwa 18 Jahre alt. Sie trägt ein weißes, mit Spitzen versetztes Musselinkleid im Stil des Empire und eine Perlenkette. Das Weiß verkörpert Reinheit und Unschuld. Die Spitze, die Perlen und der rote bestickte Kaschmirschal sind Zeichen des Wohlstands in der Familie. In der rechten Hand hält sie einen Zeichenstift. Offenbar hat sie ihren bereits verstorbenen Vater porträtiert und bringt so den Abwesenden als traditionelles Familienoberhaupt ins Bild. Charlottes Zeichenkunst verweist auf ihre Rolle in der bürgerlichen Familie. Für sie ist nicht, wie für die männlichen Nachkommen, die Geschäftsführung der Fabrik vorgesehen.


Julius, Anfang 20, in schwarzem Anzug und mit einem steifen Hemdkragen, steht hinter Charlotte und zeigt mit der rechten Hand auf das Porträt. Damit nimmt er die Beziehung zum Vater auf. Mit Julius steht der aufblickende Jagdhund als Zeichen der Treue in Verbindung. Die Darstellung Julius` verrät, dass er eine Führungsrolle in der Familie innehat.


Wilhelm Moritz war auf dem Bild etwa 15 Jahre alt. Er ist mit seinem offenen Hemd und der braunen Hose im Vergleich zu seinem Bruder Julius eher lässig gekleidet. Moritz posiert selbstbewusst mit einem Arm in der Hüfte, den anderen auf den älteren Bruder gelehnt. Alle schauen aus dem Bild heraus in Richtung des Betrachters. Gerahmt wird die Gruppe von einem gelben Vorhang und einer antiken Säule, ein typischer klassizistischer Hintergrund.


Das Bild des Goethe-Porträtisten Heinrich Kolbe im LVR-Industriemuseum gehört zu den bisher eher unbekannten Bildern und ist eine Dauerleihgabe aus dem Familienbesitz Brügelmann.


Regina Weber


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