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Grafik Industrieanlage

Deutsche Werft AG

1966

Fotogrfie auf der ein Schiffsrumpf links im Bild angeschnitten ist. Im zentrum des Bildes steht eine riesige Schriffsschraube. Rechts darunter sind klein zwei Personen zu erkennen.

Fotografie „Deutsche Werft AG Hamburg“, Deutsche Werft AG / GHH, 1966, Fotopapier, 8,6 x 10,2 cm, Inv.-Nr.: ob 94/1384.60 © LVR-Industriemuseum

Ende des Ersten Weltkriegs ging in Hamburg die Deutsche Werft AG aus drei Großunternehmen hervor. Über 50 Jahre gehörte sie zu den größten Werften der Welt.


Die Deutsche Werft AG wurde 1918 zur Wartung von U-Booten von der Gutehoffnungshütte (GHH), der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) und der Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) gegründet. Alle drei Konzerne waren bereits im Rüstungsgeschäft für das Deutsche Kaiserreich tätig. Die GHH Oberhausen-Sterkrade brachte Know-how und Produkte aus dem Bereich Maschinenbau, insbesondere dem Turbinen- und Kesselbau sowie Fertigungskenntnisse von Stahlkonstruktionen ein. Die AEG Berlin war besonders im Turbinenbau und der Elektrotechnik qualifiziert und die HAPAG Hamburg brachte Erfahrungen im Bau von Großwerften mit.


Die beteiligten Unternehmen rechneten damit, auch nach dem Ersten Weltkrieg wirtschaftliche Erfolge zu erzielen. Denn mit der Zusammenlegung erweiterten sie ihre Kompetenzen, hatten Wettbewerbsvorteile und höhere Gewinnmargen. Wie die einzelnen Unternehmen von der Gründung der Deutschen Werft AG profitierten, wird am Beispiel der GHH deutlich. Die Hamburger Beteiligung brachte zusätzliche Gewinne ein, so dass die GHH weiter expandieren konnte. Schon drei Jahre nach der Beteiligung an der Deutschen Werft AG errichtete die GHH 1921 die Rheinwerft Walsum, um dort selbst produzierte Schiffsbauteile zu verarbeiten.


In Hamburg baute die Deutsche Werft AG bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Handelsschiffe. Danach wurden Schiffe zu Kriegszwecken umgebaut oder Kriegsschiffe neu konstruiert. Für die Arbeiten setzte die Deutsche Werft AG zum Teil Zwangsarbeiter ein, die 1944 aus dem eigens dafür eingerichteten Außenlager des KZ-Neuengamme kamen.


Nach Ende des Krieges führte die Deutsche Werft AG unter der britischen Besatzung zunächst nur Reparaturen durch und stattete Schiffe mit MAN-Motoren aus. 1968 erfolgte die Fusion mit der Howaldtswerke Hamburg AG zur Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW). Mit der Stahlkrise Anfang der 1970er Jahre verkaufte die GHH ihre Anteile.


Das Foto des LVR-Industriemuseums zeigt den Neubau eines Tankers im Dock nach dem Stapellauf. Das Schiff steht noch auf Stapellaufstützen mit hölzernen Konsolen, die demontiert oder abgefackelt werden, wenn es zum Einsatz kommt. Zum Zeitpunkt als die Fotografie gemacht wurde, war das Schiff schon einmal im Schwimmdock zu Wasser gelassen worden und wurde danach noch einmal herausgehoben, um den Bau zu vollenden. Tanker dieser Art waren etwa 233 Meter lang, 34 Meter breit und 13 Meter tief, was der Höhe eines vierstöckigen Hauses entspricht.


In dieser Auftragsarbeit für die GHH begutachten zwei Männer in Arbeitsanzügen und mit Helmen den Tanker. Sie wirken winzig klein im Verhältnis zum Schiff. Auch die Stadt verschwindet im dunstigen Hintergrund. Der bisher unbekannte Fotograf fokussierte im Bild die Schiffsschraube und das Ruder und setzte damit die technischen Leistungen und die Ingenieurskunst im Schiffsbau in Szene. Er ging jedoch über die rein dokumentarische Fotografie hinaus, indem er sich den gewaltigen Dimensionen des Schiffes auf künstlerisch-ästhetische Weise annäherte.


Regina Weber


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