Ensemble aus Mantel, Rock und Bluse im Chanel-Stil, England, 1965 - 1969, Wolle, Kunstseide, Metall, 96 x 70 cm (Mantel), 50 x 55 cm (Rock), 58 x 47 cm (Bluse), Inv.-Nr.: ra 12/32 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Mini? Je kürzer desto besser? Ab Mitte der 1960er Jahre konnte der Rock für viele junge Mädchen und Frauen nicht kurz genug sein. Die Modeschöpferin Coco Chanel sah das anders. Sie hielt das Knie für den unattraktivsten Körperteil einer Frau. Die von ihr entworfenen Röcke bedeckten deshalb immer das Knie.
Das elegante Ensemble aus Mantel, Rock und Bluse im Stil von Coco Chanel war ein Klassiker in den 1960er Jahren. Die Kombination in Rot- und Rosa-Tönen weist typische Elemente auf, die ein Chanel-Ensemble ausmachen: Ein locker gewebter Tweed mit grober Struktur für Mantel und Rock, darauf abgestimmt eine Bluse aus Seide oder, wie hier, aus Kunstseide, der gleichzeitig als Futterstoff dient.
Mit diesem Ensemble war die Dame in den 1960er Jahren passend angezogen. Fehlten noch darauf abgestimmte Schuhe, Handtasche und gegebenenfalls Handschuhe, um das Outfit perfekt zu machen. Es war unabdingbar für den Kleidungsstil der Dame, dass alle erforderlichen Kleidungsstücke vorhanden und aufeinander abgestimmt waren. Nur so galt ein Outfit als harmonisch und perfekt, nur so war die Dame „angezogen“. Wer einfach nur in den Kleiderschrank griff und sich nach Lust und Laune dies und das überzog, war zwar bekleidet, aber eben nicht „angezogen“. Chanel wusste, dass die Frauen es lästig fanden, eine passende Bluse zum neuen Kostüm zu suchen und bot deshalb ihre Kostüme und Ensembles immer zusammen mit einer Bluse an.
Der Kleidungsstil der Dame war bis weit in die 1960er Jahren noch der verbindliche Maßstab für eine Frau, die „angezogen“ sein wollte. Vorbild war die Haute Couture, an der sich alle – die Modeindustrie, die Konfektionäre und die Maßschneidereien – orientierten. Sie schnitten die Modetrends auf ihre Kundschaft zu, sodass für jedes Alter, für jeden Geldbeutel und für jeden Geschmack das Passende dabei herauskam. Im Gegensatz zu anderen Designern, die ihre Entwürfe vor Nachahmung schützen wollten, hatte Chanel nichts dagegen, wenn sich ihre Modelle in zahlreichen abgewandelten Varianten verbreiteten. Kleidung, die den Stilelementen eines Chanel-Kostüms entsprach, wurde auch genauso genannt. Der Begriff Chanel-Kostüm war zur Markenbezeichnung geworden, unabhängig davon, wer das Modell entworfen oder angefertigt hatte. So bot beispielsweise auch das Textilunternehmen C&A Chanel-Kostüme an.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Mode 68 – Mini, sexy, provokant“
Christiane Syré
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