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Grafik Industrieanlage

Haare machen Leute

Neue Sonderausstellung „Dauerwelle und Backenbart. HauptSache schön!"

27. Februar 2010

„Zeige mir dein Haar und ich sage dir, wer du bist." Haare gelten oft als Ausdruck der Persönlichkeit ihres Besitzers. Wer kennt sie nicht, all die Klischees über Haare: Die attraktive, jedoch auch dümmliche Blondine, die ‚Emanze' mit ihrem knabenhaften Kurzhaarschnitt oder aber generell die neue Frisur der Frau als Zeichen für eine gescheiterte Partnerschaft.


Über haarsträubende Angelegenheiten

Dass die intensive Beschäftigung mit dem Haar kein Phänomen ist, das sich erst in der Gegenwart entwickelt hat, zeigt die Sonderausstellung „Dauerwelle und Backenbart. HauptSache schön!" des LVR-Industriemuseums am Schauplatz Solingen. Als eine Gemeinschaftsproduktion mit dem Schauplatz Ratingen zeichnet die Ausstellung die Kulturgeschichte von Frisur und Rasur nach. Die körperliche Selbstinszenierung wird zusammen mit den hierzu nötigen Instrumenten und Techniken an Beispielen aus verschiedenen Epochen ausgehend vom 19. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart untersucht. So wird gezeigt, wie sich die Gestaltung des Körpers durch die Haartracht in Zusammenhang mit historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, Schönheitsidealen und Kleidermoden entwickelte.


Die Ausstellung ermöglicht ein Flanieren durch die Stil-Epochen anhand wechselnder Frisur- und Rasurmoden. Dabei wird deutlich, dass Haargestaltung für Status und Identität steht. So waren im 19. Jahrhundert zwar lange Haare für Frauen aller Schichten obligatorisch, soziale Unterschiede zeigten sich dagegen in den Möglichkeiten, komplizierte und aufwendige Hochsteckfrisuren zu tragen, sich fremde Haarteile und extravaganten Haarschmuck leisten zu können. Auch die Männer benutzen ihr Haar, um ihre gesellschaftliche Stellung oder ihre politische Gesinnung aller Welt kundzutun.


Mit der Entwicklung neuer Haarmoden ging auch immer ein technischer Fortschritt einher. Denn neue Frisur- oder Rasurtrends benötigten meist auch neue Gerätschaften und Arbeitsverfahren. Mithilfe seiner umfangreichen Sammlung an Bart-, Haarpflege- und Schneidinstrumenten aber auch an ausgewählten Produktionsmaschinen zeigt das LVR-Industriemuseum daher zugleich die Entwicklung vom Rasiermesser über die Rasierklinge zum Elektrorasierer auf. Neben der kulturgeschichtlichen Perspektive werden dadurch auch spannende Einblicke in wesentliche Kapitel der Industrie- und Technik-geschichte geboten.


Soziale Symbole

Frisur und Rasur werden in den Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen und Leitbilder gestellt. Die Haartracht wird damit sowohl im individuellen Lebenszyklus – vom jugendlichen Punker bis hin zur grauhaarigen Großmutter – als auch unter Epochenleitbildern – vom wilhelminischen Bart über den Bubikopf zur Langhaartracht der Kommune II – betrachtet. Unterschiedliche Kleidungsstücke und Accessoires zeigen die Prägung der Haartracht durch modische Trends. Welche Möglichkeiten der Haargestaltung es heutzutage gibt und wie diese im Zusammenhang mit Körperidealen und Kleidertrends umgesetzt werden, ist ebenfalls zu sehen.


Das besondere Highlight der Ausstellung: Der originalgetreue Nachbau eines Friseursalons der 1950er Jahre mitsamt Original-Einrichtung. Von historischen Rasiermessern bis hin zu überdimensionalen Rasierwerkzeugen reicht die Auswahl an Rasier- und Haarschneideinstrumente. Wie aufwendig die Gestaltung von Frisuren einmal war, wird an einem der ersten elektrischen Heißwell-Apparate sowie alten Haartrocknern deutlich. Außerdem lädt ein Mitmach-Bereich die Besucher ein, an Übungsköpfen verschiedene Frisuren selbst zu gestalten oder sich im Spiegel mit dichter Löwenmähne, koketter Glatze oder strengem Schnurrbart zu bestaunen. Daneben können die eigenen Haare, bei denen es sich aus biologischer Sicht um „Hautanhanggebilde" handelt, unter dem Mikroskop betrachtet und als lange Hornfäden identifiziert werden.


Die Kulturgeschichte von Frisur und Rasur wird in einer Begleitpublikation des LVR-Industriemuseums dargestellt. Sie ist für 6 € im Museumsshop in Engelskirchen erhältlich.


Führungen durch die Sonderausstellung können gebucht werden bei kulturinfo rheinland, Tel. 02234 / 9921 - 555


LVR-Industriemuseum

Schauplatz Engelskirchen

Engels-Platz 2

51766 Engelskirchen


Laufzeit der Ausstellung: 27.02. bis 05.09.2010

Öffnungszeiten: Di – Fr 10-17 Uhr, Sa – So 11–18 Uhr


Pressefotos

Die folgenden Bilder dürfen nur zu redaktionellen Zwecken im Rahmen der Berichterstattung über das LVR-Industriemuseum genutzt werden und müssen den Copyright-Hinweis „© LVR-Industriemuseum“ tragen. Der Abdruck ist honorarfrei. Wir bitten jedoch um ein Belegexemplar. Eine gesonderte Verwendung der Fotos ist nicht erlaubt.


Salon Höhmann Solingen vor 1914. Karl Höhmann rasiert einen Kunden, während ein Lehrling zuschaut. Foto: privat

Salon Höhmann Solingen vor 1914. Karl Höhmann rasiert einen Kunden, während ein Lehrling zuschaut. Foto: privat

(c) LVR-Industriemuseum

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Braun-Rasierer

Braun-Rasierer

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Werbeanzeige für Schwarzkopf-Shampoo von 1949

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Repro: LVR-Industriemuseum

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