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Grafik Industrieanlage

Wiege, Wirtschaftskrimi, Weltkonzern

Neues Museum in 250 Jahre alter St. Antony-Hütte

21. Mai 2008

Diese drei Begriffe beschreiben das, worum es ab dem 22. Mai 2008 in Oberhausens neuer touristischer Attraktion geht. Die erste Eisenhütte des Reviers, die St. Antony-Hütte, öffnet mit einer neuen und eindrucksvoll gestalteten Dauerausstellung ihre Pforten. Ihre Rolle als Wiege der Ruhrindustrie, der Wirtschaftskrimi, der sich dort abspielte, und der Weltkonzern, der sich schließlich daraus entwickelte – darum geht es in dieser Schatzkammer der Industriekultur.


Ausstellungskonzept

Auf mehr als 225 qm Ausstellungsfläche präsentiert das LVR-Industriemuseum die ein Viertel-Jahrhundert lange, spannende Geschichte der St. Antony-Hütte, in der die Eisen- und Stahlindustrie 1758 im Ruhrgebiet ihren Anfang genommen hat. In den Räumen der Ausstellung wird der Besucher entführt in einen faszinierenden Wirtschaftskrimi mit schillernden Personen und allerlei Schurken und Ganoven und taucht spielerisch in die Welt der Eisenproduktion ein.

Bis es zur Gründung der St. Antony-Hütte kam, hatte diese jedoch Krisen zu überstehen: Langjährige Gerichtsprozesse verzögerten die Errichtung der Gebäude; der bereits fertige Damm des Hüttenteichs brach und führte zur Überschwemmung des Nachbarortes Sterkrade. Absatzprobleme, Pächter, die nicht zahlen wollten, neue, starke Konkurrenten und knappe Rohstoffe waren nur einige der Probleme, die über die Gründer hereinbrachen.


Im ehemaligen Direktorenwohnhaus wird dieser aufregende Krimi präsentiert. Eine außergewöhnliche Konzeption erzählt über die Anfänge der Eisen- und Stahlindustrie, bedeutende Innovationen und über den harten Alltag der Menschen. Das rekonstruierte Biedermeierzimmer, in dem wichtige Unternehmensbeschlüsse getätigt wurden, und der schlichte Wohnraum einer Arbeiterfamilie dokumentieren die unterschiedlichen Lebenswelten und das direkte Nebeneinander von Luxus und Arbeit. Zum Repertoire der Ausstellung gehört eine originelle Farbgebung der Räume, ein Modell der rekonstruierten Hütte und die Inszenierung zentraler Objekte der Eisenindustrie. Audio-visuelle Medien lassen Protagonisten sprechen und bieten Geschichte zum Anfassen.

Die Hütte ist nicht nur die Wiege der Ruhrindustrie, sondern auch Wiege des späteren Weltkonzerns Gute Hoffnungshütte (GHH) und damit des MAN Konzerns, der heute modernste Lkw und Busse, Schiffsmotoren und Turbinen für den Weltmarkt produziert.


Industriearchäologische Grabung

Weitere spannende Details über Funktionsweise und Wandlung der ersten Eisenhütte des Ruhrgebiets konnten von den Archäologen des Rheinischen Amts für Bodendenkmalpflege in Kooperation mit dem LVR-Industriemuseum des Landschaftsverbands Rheinland und in Absprache mit der Stadt Oberhausen aufgedeckt werden.

Seit 2006 graben sie nach den im Boden verborgenen Resten der Produktionsgebäude von St. Antony. Seither konnten spektakuläre Funde zu Tage gefördert: Zahlreiche historische Fundamente und Mauerreste zeugen von den Aktivitäten der Hüttenmeister, Gießer und Former. Diese geben deutliche Rückschlüsse auf Gebäudestruktur sowie Anordnung und Dimension des Betriebs, so dass sein genauer Aufbau nun abschließend geklärt werden konnte.


Mehr noch: Im Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt Ruhr2010 soll diese großartige Anlage dem Publikum unmittelbar gegenüber dem neuen Ausstellungshaus in einem industriearchäologischen Park zugänglich gemacht werden. Die archäologischen Arbeiten wurden durch die Spende des MAN Konzerns in Höhe von 200.000 Euro möglich. Diese Mittel sollen auch für die dauerhafte Präsentation der Funde verwendet werden. Schon jetzt lassen sich die aktuellen Ergebnisse zur Erforschung und Ergrabung der Hütte in der eröffneten Ausstellung besichtigen und die Ausgrabungsaktivitäten durch den Bauzaun bestaunen.



LVR-Industriemuseum, St. Antony.Hütte, Antoniestraße 32-34 Oberhausen

Öffnungszeiten: Di – So 10 – 17 Uhr

Eintritt: 3 €, Kinder, 1,50 €, Kombikarte 5 €


Begleitbuch zur Ausstellung: 14,90 €, im Museumsshop erhältlich



Sonderausstellung „250 Jahre MAN. Von der Eisenhütte zum Engineering-Konzern"

Zeitgleich öffnet der Konzern MAN AG seine Sonderausstellung im LVR-Industriemuseum an der Hansastraße in Oberhausen, um sein 250-jähriges Jubiläum zu feiern. „250 Jahre MAN. Von der Eisenhütte zum Engineering-Konzern" so lautet der Titel der Ausstellung. An zwei Schauplätzen – dem LVR- Industriemuseum, in Oberhausen, und dem Deutschen Museum, München – gewährt das Unternehmen Einblick in seine Entwicklungsgeschichte. Menschen, Milestones und Mobilität, an Hand dieser Kategorien werden historische Epochen, wichtige Innovationen und strategische Entscheidungen dargestellt, die die 250-jährige Erfolgsgeschichte der MAN begründeten. Vom Hochofen zum Hybrid-Motor, von der Dampfmaschine bis zur Common Rail-Dieseltechnologie, vom Maschinenzeitalter bis zu nachhaltiger Mobilität spannt sich der inhaltliche Bogen, der Fachleuten wie der interessierten Öffentlichkeit einige der wichtigsten Kapitel deutscher Industrie- und Technikgeschichte auf spannende Weise nahebringt.


Sonderausstellungshalle des LVR-Industriemuseums, Hansastraße 20, 46049 Oberhausen

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr

Eintritt: 1,50 Euro