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Pressemeldung

04. November 2025

Vom 6. bis 8. Oktober 2025 trafen sich im LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen Vertreter*innen aus Museen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen aus ganz Europa. Der Workshop im Rahmen des transnationalen Projekts "Female Labour Migration in European History" (FeMig.Lab) widmete sich der Frage, wie Migration – insbesondere die Geschichte weiblicher Arbeitsmigration – in Museen, Ausstellungen und im öffentlichen Raum erinnert wird. Der Workshop in Solingen wurde von Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung und dem LVR-Industriemuseum organisiert.


Migration sichtbar machen – Frauen im Fokus der Erinnerungskultur

Solingen und Nordrhein-Westfalen als traditionsreiche Industrieregion wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in besonderer Weise durch Migration geprägt. Neben einer Mehrheit von Männern, kam auch eine Vielzahl von Frauen. Sie kamen damals nicht nur aus den Mittelmeerländern Italien, Spanien, Portugal, Griechenland oder der Türkei, sondern auch aus Sri Lanka und Südkorea oder Japan nach Deutschland (Bundesrepublik Deutschland). Im Rahmen des Workshops lernten die Teilnehmenden Zeitzeug*innen aus sogenannten Gastarbeiterfamilien kennen, die in der Schneidwaren-, Textil- und Stahlindustrie das „Wirtschaftswunder“ mittrugen und seither die Gesellschaft mitprägen. Ihre Geschichten standen nicht nur im Mittelpunkt dieses Workshops, sondern sollen auch Teil einer Webseite werden, die gerade vom Projektteam entwickelt wird. Zudem diskutierten die Teilnehmenden über regionale Projekte in Museen, Ausstellungen, öffentlichen Räumen und der Zivilgesellschaft, die sich der Erinnerung an Migrationsgeschichte und insbesondere der Sichtbarmachung von weiblichen Perspektiven widmen.


Fachliche Impulse kamen von Historiker*innen, Kurator*innen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft. Eine Rückschau in die museale Auseinandersetzung mit dem Thema Migration verdeutlichte einmal mehr, dass sich gerade das Ruhrgebiet, aber auch andere Industrieregionen Nordrhein-Westfalens, bereits seit Jahrzehnten museal und wissenschaftlich mit der Migration in die Region auseinandersetzen. Wichtige Impulse auch für die nationale Perspektive kamen und kommen aus NRW.


Das Projektteam legt besonderen Wert drauf, die Geschichten gemeinsam mit den Frauen zu erzählen und vor allem sie zu Wort kommen zu lassen. Für Dr. Sara-Marie Demiriz (LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen) war der Workshop und die Begegnung mit den Zeitzeug*innen daher ein Motivationsschub für die nun anstehende inhaltliche Arbeit für die entstehende Webseite: „Wir haben mit dem Projekt die Möglichkeit, einigen dieser Frauen nicht nur eine Stimme zu verleihen, sondern ihren Geschichten Raum zu geben. Sie sind Teil der europäischen Migrationsgeschichte.“


Gemeinsames Erinnern in Solingen – ein Zeichen gegen das Vergessen

Im Mittelpunkt des letzten Workshop-Tags stand der Besuch des Solinger Mahnmals zur Erinnerung an die fünf jungen Frauen und Mädchen, die 1993 bei einem rassistisch motivierten Brandanschlag ermordet wurden. Das Mahnmal ist ein lebendiges Mahnmal, an dem alle Menschen mitwirken und ihre Anteilnahme zeigen können, indem sie einen Ring versehen mit ihrem Namen am Mahnmal anbringen lassen. Gemeinsam mit der Jugendhilfe-Werkstatt Solingen e. V., die das Mahnmal 1994 errichtet hat und bis heute pflegt, haben auch das FeMig.Lab-Projektteam und andere Projektteilnehmende Ringe für das Mahnmal hergestellt.


Nicole Scheda (Leitung LVR-Industriemuseum, Gesenkschmiede Hendrichs, Solingen) bezeichnete das gemeinsame Ringe-Erstellen als besonderen Moment und zugleich als selbstverständlich: „Wir stehen als Haus für Vielfalt und Miteinander. Daher sind wir gemeinsam mit der Stadt Solingen gerade in der Erarbeitung einer neuen Sonderausstellung, die sich mit der Solinger Migrationsgeschichte auseinandersetzt.“


Das FeMig.Lab-Netzwerk trifft sich regelmäßig an verschiedenen Orten, um unterschiedliche Facetten europäischer weiblicher Arbeitsmigrationsgeschichte kennenzulernen und gemeinsam an einer stärkeren öffentlichen Wahrnehmung und neuen Bildungsformaten zu dieser Thematik zu arbeiten. „In der öffentlichen Erinnerung bleiben die Erfahrungen von Frauen im Kontext von Migration und Arbeit häufig noch unsichtbar. Unser Wunsch ist“, so Anna-Elisabeth Hampel (Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung), „dass die Webseite, die am Ende des Projektes veröffentlicht wird, neue Perspektiven auf diese vielfältigen Erfahrungen eröffnet, Werkzeug für Schulen, Universitäten und Museen sowie Anregung für weitere Menschen ist, ihre Geschichten zu erzählen und zu teilen.“


Das Projekt wird von der Europäischen Union im Rahmen des Programms „Citizens, Equality, Rights and Values (CERV)“ gefördert.


Pressefotos


Die Pressebilder dürfen nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung über den FeMig.Lab Workshop genutzt werden. Eine gesonderte Verwendung der Fotos ist nicht erlaubt.


Projektteilnehmende sitzen an Tischen in U-Form und lauschen einem Vortrag.

Dr. Sara-Marie Demiriz hält ihren Vortrag im ehemaligen Schlüssellager der Gesenkschmiede Hendrichs.

© Anna-Elisabeth Hampel



Eine Person die mit dem Handy in einer Ausstellung Fotos macht

Spannende Einblicke in die Gesenkschmiede Hendrichs: Das FeMig.Lab-Projektteam und die Workshop-Teilnehmenden bei einer Führung durch das Museum.

© Anna-Elisabeth Hampel



Drei lange, dünne Metallstücke mit eingeprägten Namen liegen auf einem Tisch. Im Hintergrund arbeiten Hände an weiteren Metallstücken.

Das FeMig.Lab-Projektteam und andere Teilnehmende bei der Herstellung von Ringen für das lebendige Mahnmal.

© Anna-Elisabeth Hampel



Blick über ein Regalbrett mit altem Schlüsselbund darauf auf eine Menschengruppe, die einem Vortrag lauscht.

Spannende Einblicke in die Gesenkschmiede Hendrichs: Das FeMig.Lab-Projektteam und die Workshop-Teilnehmenden bei einer Führung durch das Museum.

© Anna-Elisabeth Hampel



Kontakt für redaktionelle Rückfragen:

Nicole Scheda

Tel.: 0212 23241-110

E-Mail:



Adresse:

LVR-Industriemuseum

Gesenkschmiede Hendrichs

Merscheider Straße 289-297

42699 Solingen

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