Ansichtskarte, Amtsgericht Oberhausen, 1915, Papier, 9 x 14 cm, Inv.-Nr.: rz 12/201 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Gerichtsgebäude gehören neben Rathäusern und Schulen zu den zentralen Einrichtungen der Obrigkeit in einer Stadt und damit zu den klassischen Ansichtskartenmotiven.
Adressatin:
Fräulein
Claire Weckring
Gelsenkirchen
Schultstr[aße]
Das Amtsgericht Oberhausen wurde zwischen 1904 und 1907 gebaut. Es befindet sich am heutigen Friedensplatz. Dieser trug früher den Namen Industrieplatz. Dort, mitten in der Innenstadt, stand bis Anfang des 20. Jahrhunderts das Werk der Styrumer AG für Eisenindustrie.
Auf der Rückseite der Karte wird hingegen ein ganz anderes Kapitel der deutschen Geschichte aufgeschlagen: der Erste Weltkrieg. Er zog wie kein Konflikt zuvor auch die Heimatfront in Mitleidenschaft. Versorgungsengpässe und Hungerwinter setzten der Bevölkerung zu. Und jeder sorgte sich um die Angehörigen, die an der Front kämpften.
Der Krieg bestimmte alles und schlug sich auch in der Postkartenkommunikation nieder. Im Kriegsalltag gaben Feldpostkarten den Soldaten einen gewissen emotionalen Halt. Für die Daheimgebliebenen waren sie ein Lebenszeichen und eine zeitweise Beruhigung. Im Deutsch-französischen Krieg von 1870/71 hatte sich die Postkarte als Medium durchgesetzt. Im Ersten Weltkrieg gehörte sie selbstverständlich zur Kommunikation mit den Soldaten an Front.
In dieser Karte, die am 17.2.1915 versendet wurde, bestimmt die Sorge von Verfasserin und Adressatin um ihre Angehörigen den Inhalt.
Daniel Sobanski
Nachricht:
meine liebe Claire
Habe deine Karte dankend
erhalten. Denke Dir jetzt
sind alle meine Brüder
fort. Und kann mir
Deinen Schmerz sehr gut
vorstellen. Sei morgen
um 4 Uhr an der Post
dann rufe ich dort an
Das letzte mal mussten
wir ja so fruh schließen
Also bis morgen sei
herzlich gegrüsst + gekusst
von d[einer] l[ieben?] Fr[eundin] Agnes
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