Guillochiermaschine, J. A. Schmidt & Söhne, Solingen, um 1925, Stahl, 147 x 62 x 157 cm, Inv.-Nr.: sg 88/3.2 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Guillochieren nennt man das Verzieren von Metallteilen mit feinen Linien, die mit Diamanten in die Metalloberfläche graviert werden. Die Technik des Guillochierens kommt aus Frankreich.
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurden vor allem Schmuckstücke, Knöpfe, Schnallen und Uhren guillochiert. In Solingen setzte sich die Oberflächenbearbeitung ab Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Herstellung von Scheren und Taschenmessern durch. Für das Guillochieren von Taschenmessern wurden in der Solinger Schneidwarenindustrie sogenannte Geradezug-Gullochiermaschinen aus der Pforzheimer Schmuckindustrie eingesetzt. Die Arbeitsweise dieser Guillochiermaschinen beruht auf dem Kopierverfahren. Mit einem Taster wird auf einer Patrone, das heißt einer Modell- oder Musterschiene, das vorgesehene Muster abgefahren. Der Taster überträgt das Muster der Patrone auf eine diamantbesetzte Werkzeugspitze, die die gewünschten Ornamente in die Taschenmesserschalen schneidet. Anfang der 1930er Jahre wurden Guillochiermaschinen entwickelt, auf denen gleichzeitig bis zu sechs Taschenmesserschalen bearbeitet werden konnten.
Die Kombination verschieden guillochierter Muster ergibt auf den Taschenmesserschalen ein kunstvolles Ornament. Die Kunstfertigkeit des Guillocheurs besteht darin, die Kombination der Muster zu berechnen, damit die Zacken der Linien immer wieder ineinandergreifen oder aber die Spitzen der Linien immer wieder aufeinanderstoßen. Die Arbeit an der Guillochiermaschine erfordert ein gutes Auge, um die Muster gleichmäßig und schnell einzugravieren.
Die Guillochiermeister beherrschten bis zu 150 verschiedene Muster, die durch die Kombination verschiedener, von einer Patrone abgenommener Grundmuster hergestellt wurden. In der Taschenmesserindustrie arbeiteten in den letzten Jahrzehnten vor allem Frauen an den Guillochiermaschinen. Nur hochwertige Taschenmesser, Scheren, Feuerzeuge, Zigarrenabschneider und Brieföffner werden heute noch von selbständigen Guillochiermeistern bearbeitet.
Johannes Großewinkelmann
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