Personenkraftwagen "Opel Kadett A", Adam Opel AG, Werk Bochum, 1963, Metall, Glas, Kunststoff, Gummi, Textilie, 141 x 147 x 392 cm, 670 kg, Inv.-Nr.: ob 96/311 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Die Automobilindustrie war in den 1950er Jahren ein Hauptfaktor des wirtschaftlichen Aufschwungs in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland. Den Entbehrungen der Nachkriegszeit folgten die Wirtschaftswunderjahre. Steigende Löhne und Sozialleistungen, die 40-Stundenwoche und der Export ließen die PKW-Nachfrage anschwellen.
Zwei Jahre nach Beginn des Zechensterbens hieß es Ende Mai 1960 in Bochum „Opel Kommt“. Die Verträge für den Bau von zwei neuen Werken der Adam Opel AG waren unter Dach und Fach. Sie wurden auf stillgelegten Bergwerken errichtet und zum Symbol des kommenden Strukturwandels. Mitten im Ruhrgebiet investierte der weltgrößte Autohersteller General Motors rund 1,1 Mrd. DM für die Produktionsstätte des neuen Opel Kadett.
Die Opel-Manager suchten für ihr neues Werk einen Standort, der geeignete Flächen und qualifizierte Arbeitskräfte bot. Es war die Zeit, als die Bundesrepublik in den Mittelmeerstaaten verstärkt um Arbeitsmigranten warb. Im Rückblick auf die lange Krise, die dem Bergbau erst noch bevorstehen sollte, ist nur schwer vorstellbar, wie heiß damals der Arbeitsmarkt umkämpft war. Denn trotz des starken Rückgangs der Förderung wollten die Bergbauunternehmen mit Macht die Opel-Ansiedlung in Bochum verhindern.
Im August 1962 kam der Kadett auf den Markt. Er war 95 DM teurer als der VW-Käfer, aber mit 40 PS und 120 km/h Spitze deutlich besser motorisiert. Gegen 150 DM Aufpreis waren sogar 48 PS verfügbar. Die L-Ausstattung kostete noch einmal 450 DM mehr. Auch eine Kombi-Version, der „Caravan“, war erhältlich. Der kantige kleine Kadett brachte zwar keine großen technischen Innovationen mit sich; der bessere Geradeauslauf, der größere Kofferraum, der robuste 1-Liter Motor sowie seine äußerst rationelle Fertigung machten ihn aber zum ersten ernstzunehmenden Konkurrenten für den VW 1200. Schnell avancierte der Opel Kadett A zum beliebten „Brot und Butter Auto“. Fast 600.000 Exemplare konnte Opel absetzen, bis 1965 der modernere Kadett B folgte.
Rolf Kania
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