Sandalen mit Scharnieren aus Kriegsproduktion, Stahlwarenfima Ernst Gerling, Solingen, 1940 - 1945, Holz, Pressholz, Leder, Textilie, 25 x 5 x 9 cm, ca. 600 gr., Inv. Nr.: sg 94/470
Die Damenschuhe erzählen von der Sehnsucht nach Eleganz auch in schweren Zeiten. Sie kommen fast ganz ohne Leder aus und zeigen mit den Absätzen aus Holz und den Sohlen aus Pressholz eine ideenreiche Alternativlösung, die der Damenwelt auch in lederarmen Zeiten schickes Schuhwerk ermöglicht. Besonders ungewöhnlich sind die Scharniere aus einem textilen Transmissionsriemen, die bei diesem harten Sohlenmaterial ein Abrollen der Füße möglich machen.
Das in die Schuhe eingestanzte Warenzeichen „Okapi“ steht für die 1902 gegründete Solinger Stahlwarenfirma Ernst Gerling. Neben der Herstellung von Schneidwaren fertigte das Unternehmen seit den 1930er Jahren Produkte aus Holzpressstoff, dem so genannten „Gerinol“. Aus diesem Material, einer Verbindung von Holz und insbesondere Phenolharz, wurden Messergriffe, Tabletts, Brotschalen und vieles andere mehr hergestellt. Während des Zweiten Weltkriegs produzierte die Firma Ernst Gerling auch Schuhe. Der damalige Firmenchef Ernst Gerling jun. galt als Tüftler, der eigene Produktionsverfahren entwickelte und dabei auch selbst die Maschinen oder Werkzeuge den Anforderungen entsprechend umgestaltete.
Zusammen mit anderen Gegenständen wurden die Schuhe schon vor Jahren dem LVR-Industriemuseum übergeben. Der Großvater des Spenders hatte bei der Firma Gerling gearbeitet, seine Großmutter die Sandalen getragen. Allerdings nicht sehr oft, wenn man die wenig abgelaufenen Sohlen betrachtet. Ob das auf mangelnde Praktikabilität oder mangelhafte Gelegenheit zum Tragen verweist, lässt sich leider nicht mehr beantworten.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „erfindungsreich – Eigenbauten und Flickwerk“
Autorin: Dagmar Thiemler
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