Schieberad mit Propeller, selbstgefertigtes Spielzeug, Solingen, 1933, Holz, Schnur, Metall, 73 cm (Griff), 65 cm (Propellerstange), 31 cm (Propeller), 16,5 cm (Radachse), ca. 2,5 kg, Inv.-Nr.: sg 92/256 256 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Begeisterung für das Fliegen groß. Da Spielzeuge den Zeitgeist oder den Stand der Technik einer Gesellschaft widerspiegeln, verwundert es nicht, dass die neuesten Fluggeräte oft nahezu zeitgleich auf dem Spielzeugmarkt angeboten wurden. Blechspielzeugmodelle waren jedoch nicht ganz billig und recht empfindlich.
Kuno Voos baute 1933 für seinen damals fünfjährigen Sohn Hilmar einen vergleichsweise einfachen Flieger aus Holz. Mit einem Flieger hat das Spielgerät allenfalls den Propeller und vielleicht noch die Räder gemein. Wesentliche Teile wie Flügel fehlen. Ob für die Konstruktion die Steckenpferde (aus der eigenen Kindheit?) oder die einfachen Laufräder mit Glocken Pate gestanden haben, sei dahin gestellt. Wie bei diesen möglichen Vorbildern funktioniert das Spielgerät durch Schieben – auf diese Weise bringt die durch eine Scheibe mit dem Antriebsrad verbundene Antriebskordel den Propeller zum Rotieren.
Der Anstrich ist noch original und zeigt wie sorgfältig und liebevoll der Vater, an dem Spielzeug für seinen Sohn gearbeitet hat. Während die Metallteile (Radachse, Verbindung zum Griff) schwarz lackiert wurden, sind die hölzerne Griffstange und die Propellerstange grau gestrichen. Der Propeller und der Handgriff selber sind dunkelrot gehalten. Die beiden Räder weisen jeweils zwei rote und zwei graue Felder auf.
Das Schieberad ist kein originalgetreues Flugzeug, dafür jedoch ein robustes Spielzeug, das der Phantasie viel Raum ließ. Damit konnte man offenbar trefflich vom Fliegen träumen.
Für den Sohn, Hilmar Voos, behielt das Spielgerät während seiner gesamten Kindheit hindurch einen hohen Stellenwert. Noch während des Zweiten Weltkrieges gehörte das Schieberad für den nun schon großen Jungen zu den besonders wertvollen Teilen, die bei Fliegerangriffen mit in den Luftschutzkeller genommen wurden.
Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „erfindungsreich – Eigenbauten und Flickwerk“
Dagmar Thiemler
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