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Grafik Industrieanlage

Fahrrad mit Doppelreifen

um 1928

Fahrrad mit schwarzem Patria-Rahmen und mit Doppelbereifung

Herrenfahrrad „Patria“ mit Doppelbereifung, Prototyp, Konstrukteur Kuno Voos, Mitarbeiter der Metallwerke Ohligs, Weyersberg, Kirschbaum & Cie., Solingen, 1928, Metall, Gummi, Leder, Glas, 110 x 57 x 193 cm, Größe 28, Inv.-Nr.: sg 89/1 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Der Solinger Industriearbeiter Kuno Voos konstruierte diesen Prototyp um 1928. Für dessen Zusammenbau verwendete er den Rahmen für ein Patria-Herrenfahrrad und Zubehörteile, die aus den Metallwerken Ohligs stammten. Durch die Kombination von jeweils zwei Felgen für Vorder- und Hinterrad wurde das Fahrrad mit einer breiteren Bereifung versehen.

Detailbild auf ein Vorderrad mit doppeltem Reifen

Ausgehend von den Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Gesenkschmiedebetrieben, in denen auch zahlreiche Fahrradteile geschmiedet wurden, entstand in Solingen eine bedeutende Fahrradindustrie mit einigen größeren Betrieben. Meist handelte es sich um ehemalige Waffenfabriken, die sich seit den 1880er Jahren ein neues Geschäftsfeld erschlossen hatten.


Eine der bekanntesten unter ihnen war die Firma Weyersberg, Kirschbaum & Co., die unter der Marke „Patria“ Fahrradteile und als einzige auch komplette Fahrräder fertigte. Ein weiterer Hersteller von Fahrradteilen jedweder Art waren die Metallwerke Ohligs, bei denen Kuno Voos, der Konstrukteur dieses Fahrrads, beschäftigt war. Indem er die Speichen abwechselnd auf zwei nebeneinander gesetzte Felgen laufen ließ und die Nahtstelle später mit einer eigens gefertigten Blende versah, entstand eine verbreitere Lauffläche der Räder. Das breitere Schutzblech stammte vermutlich von einem Kleinkraftrad.


Die Doppelbereifung sollte gefährliche Stürze vermeiden, die häufig dadurch verursacht waren, dass die Fahrradfahrer in Straßenbahnschienen gerieten. Weiterhin ermöglichte die Doppelbereifung das Weiterfahren, wenn einer der Reifen durch die zu dieser Zeit noch häufig auf den Straßen herumliegenden Hufnägel beschädigt wurde. Die Doppelbereifung konnte sich im Fahrradbau jedoch nicht durchsetzen. Das Fahrrad wurde durch diese technische Innovation sehr schwer. Zudem ließ sich ein doppelt bereiftes Fahrrad aufgrund der hohen Haftreibung der beiden nebeneinander befindlichen Laufräder nur mit größerem Kraftaufwand lenken bzw. vorwärts bewegen.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „erfindungsreich – Eigenbauten und Flickwerk“


Jochem Putsch


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