Zigaretten-Attrappen, Set mit europäischen Markenimitaten und Stange "Chungwa", China, 2016, Papier, 3 x 25 x 21 cm (Set), 4 x 28 x 8,5 cm (Stange), Inv.-Nr.: bg 16/87 (Set), bg 16/91 (Stange) © LVR-Industriemuseum, Foto: Annette Hiller
Zigaretten 香烟 spielen in China eine wichtige Rolle im Sozialgeflecht. Insbesondere bei der Anbahnung geschäftlicher Beziehungen ist es üblich, sich nach dem ersten gegenseitigen Vorstellen sofort eine Zigarette anzubieten.
Zwar gibt es heute in China auch ein immer stärker werdendes Gesundheitsbewusstsein, aber noch immer sind Zigaretten das „Standard-Geschenk“, um neue Beziehungen aufzubauen oder das „Eis zu brechen“ bei einem neu vorgestellten Bekannten. Die verschenkte Zigarettenmarke gibt dem Gegenüber einen wichtigen Anhaltspunkt über den sozialen Status des Gesprächspartners, weshalb man beim Verschenken mit Bedacht die dem eigenen sozialen Status entsprechende Marke auswählen sollte.
Die hier abgebildeten Zigarettenverpackungen sind Nachbildungen und dienen als Opfergaben, die bis heute bei den Ritualen zum Tod von geliebten Menschen eine wichtige Rolle spielen. Sie werden verbrannt und nehmen dabei den Weg in die Welt der Toten. Ausgehend von der Vorstellung, dass auch im Jenseits ein Bedürfnis zu rauchen existiert, befinden sich unter den Brandopfergaben neben westlichen Zigarettenmarken auch gehobene chinesische Zigaretten, wie z.B. „Zhongnanhai 中南海“. Es handelt sich um den Namen des Pekinger Herrschaftssitzes der Kommunistischen Partei direkt neben dem Kaiserpalast. Die gleichnamigen Zigaretten wurden eigens für den Staatsgründer Mao Zedong und andere hohe Kader der Kommunistischen Partei hergestellt. Der Kettenraucher Mao Zedong pinselte den Markennamen „Zhongnanhai“ sogar in eigenhändiger Kalligraphie.
Annette Schrick
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