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Grafik Industrieanlage

Dienstbotenklingeln

um 1900

Dienstbotenklingel in der Form eines Apfels.

Dienstbotenklingeln in Form eines Apfels, einer Tänzerin und einer Harfe, um 1900, Metall, Textilien, Inv.-Nr.: ek 96/73 (Tänzerin), ek 96/74 (Harfe), ek 96/75 (Apfel) © LVR-Industriemuseum, Foto: Annette Hiller

Mit dem Anwachsen der Städte um 1900 eröffneten sich neue Erwerbsmöglichkeiten. Insbesondere Arbeitertöchter und Frauen aus ärmeren Regionen suchten in der Großstadt eine Anstellung als Dienstmädchen.

Dienstbotenklingel in der Form einer Frau

Eine Anstellung als Dienstmädchen bedeutete vor allem für junge Frauen ein eigenes Einkommen und ein unabhängigeres und selbstständigeres Leben. Nach der Schule als Dienstmädchen „in Stellung“ zu gehen, war eine Übergangsphase bis zur Heirat und eine Alternative zur Fabrikarbeit. Für Frauen ohne Ausbildung standen Arbeitsplätze nur in einigen Branchen zur Verfügung, zum Beispiel in der Lebensmittel- oder Elektroindustrie. Dienstmädchen arbeiteten hart und wurden schlecht bezahlt. Sie hatten kaum Freizeit und mussten nahezu rund um die Uhr, auch sonntags, zur Verfügung stehen.


Vor Einführung des Gesetzes über das Telegrafiewesen 1892 im Deutschen Reich, das den Betrieb elektrischer Klingelanlagen auf privatem Grund erlaubte, wurden Dienstboten über Handglocken oder Glocken mit komplizierten mechanischen Seilzügen von ihren Herrschaften gerufen, da lautes Schreien als unfein galt. Vermutlich war die Handglocke aber nicht immer in allen Räumen zu hören und die Damen und Herren des Hauses mussten sich in Geduld üben.

Dienstbotenklingel in der Form einer Harfe

Die elektrische Klingelanlage erleichterte und beschleunigte das mühselige Herbeizitieren. Mit lediglich einem Knopfdruck wurden nun die Angestellten gerufen. Mit Betätigen der Dienstbotenklingel erschien auf einer Anzeigetafel der Raum, in dem sich die Herrschaften befanden. Diese Art Kasten, wurde unweit der Räume angebracht, wo sich die Hausangestellten meistens aufhielten, zum Beispiel im Küchenvorraum.


Nach dem Ersten Weltkrieg führten wirtschaftliche Veränderungen und gesellschaftliche emanzipatorische Prozesse zu einem „Dienstbotenmangel“. Vor allem Frauen, die zuvor als Dienstmädchen tätig waren, fanden besser bezahlte und geregelte Arbeit in der Fabrik oder im Handel.


Gleichzeitig statteten sich wohlhabende Haushalte mit elektrischen Geräten wie Staubsauger, Waschmaschine und Elektroherd aus. Die Hausherrin, die zuvor den Dienstbotenklingelknopf betätigte, ist nun „Ganz Dame und doch Hausfrau“ wie es eine Siemens-Staubsaugerwerbung treffend beschreibt.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Energiewenden – Wendezeiten“


Regina Weber


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