15. May 2019
Das Jahr 1919 steht für einen radikalen Neuanfang in Deutschland. Angespornt durch den politischen Systemwechsel, will das Staatliche Bauhaus, eine Arbeitsgemeinschaft von Künstler*innen und Handwerker*innen, eine neue Formensprache schaffen, die den Anforderungen von Industrie und Massenproduktion genügt. Das Bauhaus liefert wichtige Impulse für Design, Kunst und Architektur, die bis heute nachwirken.
Das LVR-Industriemuseum zeigt in der Ausstellung „nützlich & schön – Produktdesign von 1920 bis 1940“ vom 19.5.2019 bis zum 23.2.2020 im Peter-Behrens-Bau des LVR-Industriemuseums in Oberhausen, wie sich in den 1920er und 1930er Jahren die gesamte Warenwelt zunehmend veränderte.
In den 1920er Jahren kommt es zu einer wahren „Materialexplosion“. Neue Kunststoffe werden entdeckt: PVC, Plexiglas, Nylon und Perlon läuten neben dem damals bereits bekannten Phenoplast wie z.B. Bakelit die „Plastifizierung“ vieler Lebensbereiche ein. Im Bereich der Metalle erlebt der bereits 1912 von der Fried. Krupp AG aus Essen als Patent angemeldete rostfreie Stahl, besser bekannt unter dem Markennamen „Nirosta“, seinen Durchbruch. Das im industriellen Maßstab hergestellte Aluminium tritt seinen Siegeszug an als das „Metall der Moderne“. Auch traditionelle Werkstoffe wie Glas, Keramik und Holz können in vielen Anwendungsbereichen ihre Position behaupten und „gehen mit der Zeit“.
Mit den schlichten und zweckmäßigen Möbeln der Deutschen Werkstätten Hellerau und den neuartigen verchromten Stahlrohrmöbeln entsteht ein völlig neues, luftiges Wohngefühl. So zeigt die Ausstellung z.B. den Stahlrohrstuhl Wassily von Marcel Breuer. In der Küche wird zunehmend mit Töpfen aus Aluminium hantiert. Zur schnellen Reinigung kommt der handliche Staubsauger „Saugling“ zum Einsatz, dessen Materialmix aus Bakelit und verchromtem Metall für den rationalisierten Haushalt jener Jahre steht. Die Menschen essen immer häufiger von schnörkellosem Geschirr aus Pressglas, das u.a. von der Oberhausener Glasfabrik hergestellt wird. Darüber hinaus werden verschiedene Glasobjekte von Wilhelm Wagenfeld vorgestellt. Man wärmt sich am Dauerbrandofen in modernem Design von Walter Gropius, und Kinder spielen mit dem neuartigen Metallbaukasten „Elex“ der Firma Märklin. Auch in der Freizeit spiegeln sich neue Entwicklungen wider: Für den Fotoapparat „Agfa Box 14“ bekannt unter dem Namen „Trolix“, fand der neue Press-Kunststoff Trolit der Dynamit AG aus Troisdorf Verwendung. Und am Abend zieht sich die Frau das Tanzkleid mit dem typischen geraden, lockeren Schnitt an, das über und über mit Pailletten aus Celluloid bestückt ist.
Neue Formen und Werkstoffe erobern auch Bereiche wie den Verkehr oder den Sport. Im Zeichen einer zunehmend mobilisierten Gesellschaft wird die Ausstellung sowohl Automobilteile und -motoren aus Aluminium als auch Teile aus dem Flugzeugbau wie Propeller und Bauelemente eines Luftschiffs präsentieren. Der Fackelhalter des Olympischen Fackellaufs aus dem nicht rostenden Stahl Nirosta V2A, den die Firma Krupp 1936 für das sportliche Großereignis in Berlin stiftete, bot sich als herausragende Werbeplattform für den neuen Werkstoff Edelstahl an.
Die Ausstellung präsentiert über 500 höchst unterschiedliche Gebrauchsgegenstände aus den Bereichen Haushalt, Wohnen, Hygiene, Freizeit, Mobilität, Arbeit und Produktion. Diese Warenwelt unterscheidet sich am Ende der 1930er Jahre deutlich von den Formen und Werkstoffen der Vorkriegsjahre und verändert den Alltag der Menschen in vielfältiger Weise. Formen und Materialien dieser Gebrauchsgegenstände prägen unser tägliches Leben bis heute.
Die Ausstellung ist Teil des Jubiläumsprogramms „100 jahre bauhaus im westen“, das das NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft gemeinsam mit den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe veranstalten. Schirmherrin ist Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 19,90 €
Weitere Informationen auf: www.nuetzlichundschoen.lvr.de
Laufzeit: 19.5.2019 bis zum 23.2.2020
Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag: 10-17 Uhr, Samstag und Sonntag: 11-18 Uhr
Eintritt: 6 € (Kombiticket mit der Ausstellung „Peter Behrens - Kunst und Technik“), ermäßigt 5 €, Kinder und Jugendliche frei
Ausstellungsort: Peter-Behrens-Bau, Essener Straße 80, 46047 Oberhausen
Die Pressebilder dürfen nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung über die Ausstellung „nützlich & schön - Produktdesign von 1920 bis 1940" des LVR-Industriemuseums im Peter-Behrens-Bau in Oberhausen genutzt werden. Eine gesonderte Verwendung der Fotos ist nicht erlaubt.
Ensemble aus orangeroten Schuhen, Kette, Armreif, Puderdose und Schminketui, verschiedene Materialien, 1920er/30er Jahre
Foto: LVR-Industriemuseum, Jürgen Hoffmann
Ensemble aus Salatbesteck, Schale, Stapeltasse und Stövchen, Harnstoff-Formaldehyd-Harz (Pollopas) um 1935, Sammlung Deutsches Kunststoff-Museum, Oberhausen
Foto: LVR-Industriemuseum, Jürgen Hoffmann
Motorrad Ardie „Silberfuchs“ Typ ZL 30, Rahmen aus Duraluminium, Glas. Leder, Hersteller: Ardie GmbH (Arno Dietrich), Nürnberg, 1930, © PS.Speicher der Kulturstiftung Kornhaus, Einbeck
Foto: LVR-Industriemuseum, Jürgen Hoffmann
Pumps mit Acrylabsatz, 1930er Jahre
© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann
Sardinenwännchen mit Serviergäbelchen, Serie „Amerika“, Pressglas, Hersteller: Oberhausener Glasfabrik Funcke & Becker, Oberhausen, nach 1937, Sammlung Fam. Tyrna
© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann
Tischtelefon „SA 19“, lackiertes Metall, Hartgummi (Ebonit), Siemens & Halske, Berlin, 1920er Jahre Sammlung: Deutsches Kunststoff-Museum, Oberhausen
© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann
Staubsauger „Saugling Modell 4“, verchromtes Metall, Phenol-Formaldehyd-Harz, Textil, Hersteller: Saugling GmbH, Berlin, 1940. Sammlung: Deutsches Kunststoff-Museum, Oberhausen
© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann
Metallbaukasten Märklin „Elex 502A“, 1940. Elektrischer Experimentierkasten „Elex 502A“; Duraluminium, Bakelit, Messing, Papier; Hersteller: Gebr. Märklin & Cie. GmbH, Göppingen, nach 1932. Sammlung: LVR-Industriemuseum
© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann
Opel 4 PS Laubfrosch, 1928,
Limousine Opel „Laubfrosch“ Typ 4/16, Aluminium, Stahl, Glas, Holz, Gummi, Textil, Hersteller: Adam Opel AG, Rüsselsheim, 1928. Leihgeber: © PS.Speicher der Kulturstiftung Kornhaus, Einbeck
Fotograf: Jürgen Hoffmann
Toilettengarnitur, Serie „Senator“: Hutnadelgefäß, Kammschale, Seifenschale und Flakon mit Stopfen, Pressglas. Hersteller: Oberhausener Glasfabrik Funcke & Becker, Oberhausen, nach 1937.
© Sammlung Fam. Tyrna
Fotograf: Jürgen Hoffmann
Einteiliger Strandanzug mit ausgestellten Hosenbeinen, Waschseide (Gewebe aus Baumwolle und Kunstseide), 1930er/40er Jahre.
© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann
Werbeaufsteller Besteck der Fa. Hammesfahr, um 1935, Leihgeber: Rüdiger Kroll ID 848
© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann
Werbeblatt „Fabrikate aus Elberfelder Glanzstoff wirken bezaubernd“ (Kunstseide), Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG, Wuppertal, 1920er Jahre, Sammlung: LVR-Industriemuseum
© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann
Glasschalen aus der Serie „Erbach“, feuerpoliertes Pressglas, Entwurf: Wilhelm Wagenfeld, 1938, Hersteller: Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser. Wagenfeld Collection Kroll.
© VG-Bild-Kunst Bonn 2019. Auf Anfrage an industriemuseum-oeffentlichkeitsarbeit@lvr.de stellen wir Ihnen das Foto gern zur Verfügung.
Die kostenfreie Veröffentlichung ist nur im Rahmen der Berichterstattung über die Ausstellung „nützlich & schön – Produktdesign von 1920-1940“ 3 Monate vor Ausstellungsbeginn, während der Laufzeit der Ausstellung vom 19.05.2019 bis 23.02.2020 und bis zu 6 Wochen nach Ausstellungsende erlaubt.
Die Nutzung für Social Media ist ohne Genehmigung durch VG-Bild-Kunst nicht zulässig und zudem grundsätzlich kostenpflichtig.
Sintrax Kaffeemaschine, mit elektrischer Heizplatte, im Model geblasenes Borosilikatglas, Ebenholz, Gummi, vernickelter Stahl, Keramik, Entwurf: Gerhard Marcks, um 1925 (Form), Wilhelm Wagenfeld, 1931 (Griff); Hersteller: Jenaer Glaswerke Schott & Gen., Jena, Wagenfeld Collection Kroll.
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Anette Gantenberg
Tel.: 0208 8579-124
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Hansastraße 18
46049 Oberhausen