28. February 2023
Geschmeidige Felle, exotische Federn, schillernde Perlen – die Pracht und Schönheit der Tierwelt hat Menschen seit jeher fasziniert und Sehnsüchte geweckt. Je seltener ein Pelz oder eine Perle, umso mehr wurden sie begehrt, um sich selbst damit zu schmücken. Dafür wurden Tiere in aller Welt gejagt, getötet und sogar ausgerottet. Ihre Häute, Panzer oder Zähne wurden zu lukrativer Handelsware für Kleidung und Mode. Sie erfüllten Frauen und Männern den Wunsch nach Luxus und nach Abgrenzung, sie dienten der Erotik und versprachen einer ganzen Industrie gute Geschäfte. Die Ausstellung „Modische Raubzüge - Von Luxus, Lust und Leid. 1800 bis heute“ widmet sich vom 5. März 2023 bis zum 7. Januar 2024 in der Tuchfabrik Müller in Euskirchen diesem Thema in eindrucksvoller Weise.
Tier im Trend
Mit großer Fantasie und kunsthandwerklichem Geschick wurden alle denkbaren Tierarten schon immer für die Mode genutzt und zu faszinierend schönen Kleidungsstücken verarbeitet, die Menschen schützten, wärmten oder schmückten. Aber kein Tier gibt freiwillig sein Fell, seine Federn oder sein Gehäuse her. Der Tod der Tiere ist die Kehrseite dieses Luxuskonsums. Hat sich daran gar nichts geändert? Haben die Anti-Pelz-Kampagnen nichts bewirkt? Ein Blick in jede x-beliebige Fußgängerzone zeigt: Tierische Materialien prägen modische Trends – sie sind wieder in. Die lange Zeit verpönten Luxusprodukte aus Pelz sind erneut zum Mainstream geworden. Die Produktionszahlen sprechen für sich: Geschätzt 90 Millionen Tiere müssen jährlich für die Pelzmode ihr Leben lassen.
Die Ausstellung
Die Ausstellung beleuchtet mehr als 200 Jahre dieses besonderen Ausschnitts der Kulturgeschichte der Mode und macht die unmittelbare Konfrontation von Mensch und Tier erlebbar. Zu sehen sind auf mehr als 500 Quadratmetern über 250 Objekte aus der museumseigenen Textilsammlung und von verschiedenen Leihgeber*innen. Hinzu kommen historische Bilder und Filme. Ergänzt wird die Ausstellung außerdem durch eine Präsentation von Arbeiten des Berliner Künstlers Oliver Mark aus der Serie „Natura Morta“. Sie zeigen Fotografien von illegal gehandelten und nach Deutschland geschmuggelten Objekten. Diese Tierpräparate, aus tierischen Materialien gefertigte Kleidungsstücke sowie Accessoires, wurden vom Zoll beschlagnahmt und sind seitdem in der Asservatenkammer des Bundesamts für Naturschutz in Bonn gelagert.
Mensch und Tier
„Das Verhältnis von Mensch und Tier zu untersuchen – in unserem Falle anhand von Bekleidung und Mode – das geht nur, wenn man sowohl historische Zeugnisse als auch die gegenwärtige Gesellschaft in den Blick nimmt“ erklärt Dr. Dennis Niewerth, Leiter der Tuchfabrik Müller. „Daher ist das Publikum eingeladen, in die Vergangenheit einzutauchen, die Ausstellung bietet aber auch einen Blick auf die Gegenwart und regt an, über den eigenen Kleidungskonsum nachzudenken und mit anderen Besucher*innen ins Gespräch zu kommen“ ergänzt Niewerth. Denn unser Verhältnis zu den Tieren steht auf dem Prüfstand – nicht nur wegen unseres ungehemmten Raubbaus an der Natur und der ethischen Frage: Was darf der Mensch?
Monatlich werden öffentliche Führungen angeboten und an verschiedenen Terminen sind Interessierte zu abendlichen Rundgängen eingeladen.
Ein reich bebilderter Katalog gibt die Möglichkeit, das Thema auch zuhause zu vertiefen. Er ist im Museumsshop oder im Buchhandel zum Preis von 24,90 Euro erhältlich.
Infos und Termine zur Ausstellung auf www.industriemuseum.lvr.de/modischeraubzuege
LVR-Industriemuseum
Tuchfabrik Müller
Carl-Koenen-Straße 25b
53881 Euskirchen
Laufzeit: 5.3.2023 bis 7.1.2024
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 – 17 Uhr, samstags und sonntags 11 – 18 Uhr
Eintrittspreise: 5 €, ermäßigt 4 €, Kombiticket mit Dauerausstellung 9,50 €,
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben im LVR-Industriemuseum freien Eintritt.
Öffentliche Führungen
sonntags um 14.30 Uhr
12.3. | 14.5. | 11.6. | 9.7. | 13.8. | 10.9. | 8.10. | 12.11. | 10.12.
Kosten: 3 € zzgl. Eintritt, Teilnehmer*innenzahl begrenzt, keine Anmeldung erforderlich
Öffentliche Abendführungen
mittwochs um 18 Uhr
19.4. | 23.8. | 22.11.
Nach einem Sektempfang sind die Teilnehmer*innen zu einem Rundgang durch die Ausstellung eingeladen.
Kosten: 5 € zzgl. Eintritt, Teilnehmer*innenzahl begrenzt, Anmeldung erforderlich
Besucherinfos und Buchungen von Führungen bei kulturinfo rheinland
unter Tel. 02234/9921-555 (Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa, So und an Feiertagen 10-15 Uhr)
oder per Mail an info@kulturinfo-rheinland.de
Die Pressebilder dürfen nur zu Pressezwecken im Rahmen der aktuellen Berichterstattung über die Ausstellung "Modische Raubzüge - Von Luxus, Lust und Leid. 1800 bis heute" im LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller genutzt werden. Eine gesonderte Verwendung der Fotos ist nicht erlaubt.
Modische Raubzüge - Blick in die Ausstellung
© LVR-Industriemuseum, Foto: Karl-Philipp Gröne
Modische Raubzüge - Blick in die Ausstellung
© LVR-Industriemuseum, Foto: Karl-Philipp Gröne
Modische Raubzüge - Blick in die Ausstellung
© LVR-Industriemuseum, Foto: Karl-Philipp Gröne
Modische Raubzüge - Blick in die Ausstellung
© LVR-Industriemuseum, Foto: Karl-Philipp Gröne
Modische Raubzüge - Blick in die Ausstellung
© LVR-Industriemuseum, Foto: Karl-Philipp Gröne
Modische Raubzüge - Blick in die Ausstellung
© LVR-Industriemuseum, Foto: Karl-Philipp Gröne
Modische Raubzüge - Blick in die Ausstellung
© LVR-Industriemuseum, Foto: Karl-Philipp Gröne
Beschlagnahmte Objekte aus der Asservatenkammer des Zoll
© LVR-Industriemuseum, Foto: Karl-Philipp Gröne
Prestigeobjekte der 1960er bis 1980er Jahre
© LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Nicht zu übersehen: Echt Schlange! Handtaschen der 1930er - 80er Jahre
© LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Vogelwelt auf dem Hut, 1880er Jahre
© LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Moderne Frau der Zwanziger Jahre mit Pelzjacke, 1920er Jahre
© LVR-Industriemuseum
Abendkleid über und über mit Perlhuhnfedern besetzt, 2010er Jahre
© LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Seit den 1930er Jahren schwer in Mode: Pumps aus Echse oder Schlange
© LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann
Der Castorhut aus Biberhaar gilt als Vorläufer des Zylinders, 1840-1850er Jahre
© LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann