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Pop up!

Bücher in Bewegung

Pop-up-Buch in schwarz-weiß

Figuren, Gebäude oder Landschaften entfalten sich, ein Hund wackelt mit dem Schwanz, die Planeten umkreisen die Sonne. Aufstell-, Verwandlungs-, Klapp-, Zieh- oder bewegliche Bücher – diese Bezeichnungen machen die Vielfalt an Effekten deutlich, mit denen Bücher und Karten lehrreich und überraschend gestaltet werden können. Heute werden diese Elemente und Mechanismen meist unter dem Begriff "Pop-up" zusammengefasst.


Frühe Beispiele beweglicher Bücher sind astronomische und anatomische Lehrmittel, die mit Hilfe von Drehscheiben den Lauf der Planeten veranschaulichten oder bei denen sich durch Aufklappen Schicht für Schicht das Innere von Menschen oder Tieren aufdecken ließ. Seit dem 17. Jahrhundert waren in England und Amerika außerdem Verwandlungsbücher erschienen, deren Darstellungen sich durch aufzuklappende Bilderweiterungen veränderten. In der Biedermeierzeit waren Freundschaftskarten mit beweglichen Elementen sehr beliebt; gleichzeitig erschienen die ersten Kinderbücher dieser Art.


Pop-up-Buch mit Pinocchio

Im Rahmen der Bilder- und Luxuspapierindustrie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts infolge neuer Drucktechniken entstand, entwickelten Künstler und Papieringenieure eine große Vielfalt von Büchern mit beweglichen Elementen, die sich vor allem an Kinder richteten. Dazu gehörten zum Beispiel Lothar Meggendorfer, der für den Schreiber-Verlag in Esslingen tätig war, oder Raphael Tuck in England.


Der Erste Weltkrieg beendete diese Erfolgsphase, und erst in den 1930er-Jahren brachten besonders amerikanische und britische Verlage wieder bewegliche Bücher in größerer Zahl auf den Markt. In dieser Zeit setzte sich auch der Begriff "Pop-up" durch; der New Yorker Verlag Blue Ribbon Press benutzte ihn als erster für die Bezeichnung seiner Bücher mit animierten Märchen und Geschichten von Walt Disney. Bis heute spielen Verlage im angloamerikanischen Raum bei der Herstellung von Pop-up-Büchern eine große Rolle. In Deutschland erscheinen häufig übersetzte Fassungen von englischsprachigen Werken.


Neben unterhaltenden Kinderbüchern werden auch viele Sachthemen mit beweglichen Elementen vermittelt – die Spanne reicht von Biologie, Astronomie und Technik über Filmgeschichte bis zu den Beatles. Viele erwachsene Ausstellungsbesucher werden die farbenfrohen Märchenbücher des tschechischen Künstlers Vojtěch Kubašta aus den 1960er-Jahren wiedererkennen.


Heute werden Pop-up-Elemente auch bei der Herstellung von Grußkarten eingesetzt und manchmal durch Musik- oder Lichteffekte ergänzt. Die künstlerische und konstruktive Entwicklung eines Pop-ups leisten Papieringenieure. Die Produktion erfordert nach wie vor Handarbeit. Größere Auflagen werden deshalb meist in China, Singapur oder Thailand gefertigt.


Die Ausstellung präsentierte zahlreiche Bücher aus der umfangreichen Sammlung von Hans Hartung aus Hattingen.

Papierdesigner Peter Dahmen mit einer Papierskulptur

Ab dem 9. Februar 2014 wurde die Ausstellung um Pop-up-Objekte des Papierdesigners Peter Dahmen aus Dortmund erweitert. Peter Dahmen, Jahrgang 1967, studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Dortmund. Seit dem Studium entwirft der heute freiberuflich tätige Designer leidenschaftlich dreidimensionale Klappobjekte aus Papier und Karton. Lange Zeit haben nur wenige Menschen seine Arbeiten zu Gesicht bekommen. Das änderte sich, als er einen Kurzfilm von seinen Papierskulpturen 2010 bei YouTube veröffentlichte. Die Resonanz war überwältigend. Schon in den ersten Wochen haben mehrere tausend Besucher seinen Film angesehen und bis heute erzielte er allein damit rund 2,5 Millionen Klicks. Seither erhält er Anfragen von Unternehmen aus dem In- und Ausland. Aus der Leidenschaft mit Herzblut ist eine Profession mit Alleinstellungsmerkmal geworden.


Laufzeit: 11. Oktober 2013 bis 30. März 2014


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Papiermühle Alte Dombach
Alte Dombach
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