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Alle Standorte des LVR-Industriemuseums haben am 1. Mai von 11-18 Uhr geöffnet, ausgenommen davon sind der Peter-Behrens-Bau & der Oelchenshammer.

Grafik Industrieanlage

Werbeplakat Warenhaus „Leonh. Tietz"

1915

Werbeplakat zeigt einen Gewichtheber, der ein schwarzes Paket stemmt

Werbeplakat „Die grosse Leistung. Billige Verkaufs-Woche“, Entwurf: Adolf Uzarski, Leonhard Tietz AG, Köln, Druck: L. Schwann, Düsseldorf, 1915, Papier, 113 x 80 cm, Inv.-Nr.: rz 11/491 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

In der Rhein-Ruhr-Region expandierten nach 1900 besonders die großen Mehrabteilungs-Warenhäuser der Leonhard Tietz AG. Leonhard Tietz (1849–1914) war Besitzer eines kleinen Textilgeschäfts in Stralsund, bevor er sich 1882 in Wuppertal-Elberfeld niederließ. Bis 1914 entstanden neue größere Filialen in Köln, Aachen und Düsseldorf.


Als Leonhard Tietz 1914 verstarb, übernahm der älteste Sohn Alfred Leonhard Tietz (1883–1941) mit gerade 31 Jahren die Geschäftsführung und Leitung der 5.000 Mitarbeiter. Er begann bereits nach der Handelsschule eine Lehre im Kaufhaus seines Vaters, hatte 1907 eine leitende Position inne und war 1910 im Vorstand des Unternehmens. Unter seiner Leitung expandierte die Kaufhauskette bis 1930 auf 15.000 Mitarbeiter an 43 Standorten.


Eine bis heute beliebte Marketing-Aktion sind sogenannte „Verkaufs-Wochen“, in denen verschiedene Warensortimente besonders günstig angeboten werden. Diese locken Kunden ins Haus, die in der Regel auch bei Waren zum regulären Preis zugreifen. 1915, ein Jahr nach Beginn des Ersten Weltkrieges, hatte das Kaufhaus Tietz eine solche „Verkaufs-Woche“ durchgeführt. Diese wurde intensiv mit Plakaten von Adolf Uzarski beworben.


Adolf Uzarski (1885–1970) wurde in Duisburg-Ruhrort geboren, lernte und arbeitete im Bauhandwerk, bevor er in der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule Gebrauchsgrafik und Buchkunst studierte. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, befand sich Uzarski gerade auf einem Studienaufenthalt in Paris. Noch vor Schließung der Grenze kehrte er nach Düsseldorf zurück, wo er kurze Zeit später die Leitung der Werbeabteilung des Kaufhauses Leonhard Tietz übernahm.


Auf dem Werbeplakat vollzieht ein Gewichtheber einen Kraftakt, indem er ein Riesenpaket in die Höhe stemmt. Die Überschrift der Darstellung lautet „Die große Leistung. Billige Verkaufs-Woche“. Vor dem Hintergrund der beginnenden Inflation in der Kriegswirtschaft, das heißt steigender Preise bei verringerter Kaufkraft, scheint das Kaufhaus die Kunden noch einmal zum Einkauf aufzufordern, auch wenn Konsum einen zunehmenden „Kraftakt“ bedeutete.


Die Leonard Tietz AG überstand den Ersten Weltkriegs und die nachfolgenden Wirtschaftskrisen. Doch 1933 mit der Arisierung jüdischer Unternehmen musste Alfred Leonhard Tietz seine Geschäftsführung abgeben und die Warenhäuser unter Wert verkaufen. Er flüchtete in die Niederlande und schließlich nach Jerusalem, wo er 1941 verstarb.


Im Nationalsozialismus wurde der Name „Leonhard Tietz“ aus dem öffentlichen Bewusstsein gelöscht; die Warenhauskette wurde 1933 in Westdeutsche Kaufhof AG umbenannt.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“


Regina Weber


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