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Alle Standorte des LVR-Industriemuseums haben am 1. Mai von 11-18 Uhr geöffnet, ausgenommen davon sind der Peter-Behrens-Bau & der Oelchenshammer.

Grafik Industrieanlage

Propagandaplakat zum Goldspenden

1916 – 1918

Schwarzes Plakat mit der Aufschrift „Gold gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur Ehr“

Plakat „Gold gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur Ehr“, Entwurf: Julius Gipkens, Kunstanstalt Hollerbaum & Schmidt, Berlin, 1916 - 1918, Papier, 69,7 x 95,7 cm, Inv.-Nr.: ob 93/309 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Als „neue Waffe“ der Kriegsführung wurden Propagandamedien im Ersten Weltkrieg in einem bis dahin nie gekannten Maße eingesetzt. Plakate, Flugblätter, Zeitungen und Filme waren Teil der Kriegsmaschinerie, die vom Staat und Militär, der Wirtschaft und vielen Intellektuellen am Laufen gehalten wurde.


Seit Beginn des Krieges entstanden eigene Behörden, die unterschiedliche Aufgabengebiete der Propaganda umsetzten. Von staatlicher Seite war seit 1914 die Zentralstelle für Auslandsdienst zuständig. 1916 wurde dann die Militärische Stelle des Auswärtigen Amtes und 1917 das Bild- und Filmamt gegründet. Die Behörden verfolgten mit der Propagandaarbeit im Wesentlichen zwei Ziele: zum einen die Schwächung des Gegners, zum anderen warben sie um Unterstützung in der Bevölkerung, zum Beispiel durch Spenden oder den Kauf von Kriegsanleihen.


Das Plakat des LVR-Industriemuseums veranschaulicht, dass im ersten Weltkrieg Propaganda mit modernen Mitteln betrieben und neue Entwicklungen in der Werbung aus der Vorkriegszeit aufgegriffen wurden. Mit dem Entwurf des Spendenaufrufs wurde Julius Gipkens und die Kunstanstalt Hollerbaum & Schmidt betraut.


Julius Gipkens wurde 1883 geboren. Er arbeitete als Maler, Gebrauchsgraphiker und Dekorationsmaler. Gipkens war Mitglied im Deutschen Werkbund und zählte wie Lucian Bernhard, Julius Klinger oder Ludwig Hohlwein zu den Vertretern des künstlerischen Sachplakats. Gipkens machte sich 1907 mit einem Plakatentwurf für die Schuhhandlung Leiser und 1920 mit dem Entwurf des Sarotti-Mohrs einen Namen. Einen Großteil seiner Entwürfe realisierte er über die marktführende und renommierte Kunstanstalt Hollerbaum & Schmidt.


Das Plakat mit dem Titel „Gold gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur Ehr“ zeigt auf einem weißen, runden Hintergrund scherenschnittartig eine weibliche Figur in antikem Gewand. Sie kniet nieder, hat eine Schmuckschatulle unter dem rechten Arm und reicht mit der linken Hand ehrerbietig eine goldene Kette einem unbekannten Gegenüber hin. Die Figur personifiziert eine dem Vaterland dienende Frau. Die Schrift läuft um das zentrale Motiv herum, darunter die Aufforderung: „Bringt Euren Goldschmuck den Goldankaufsstellen!“ Unter der Signatur des Künstlers weist „Nach Hosaeus“ auf Hermann Hosaeus hin. Dieser hatte 1916 eine Medaille entworfen, die Vorbild für das Propagandaplakat war.


Im Ersten Weltkrieg spendeten zahlreiche Bürger und Bürgerinnen Schmuck zur Kriegsfinanzierung, der in Sammelstellen, häufig Schulen oder Banken, abgegeben wurde. Auch verkauften sie ihr Gold an die Deutsche Reichsbank. Dafür erhielten sie Papiergeld, das jedoch aufgrund der Inflation schnell entwertet wurde. Eine Eisenmedaille, wie sie „nach Hosaeus“ auf dem Plakat abgebildet ist, wurde von der Deutschen Reichsbank als Dank für Goldspenden und für die Zeichnung von Kriegsanleihen ausgegeben.


Die Deutsche Reichsbank knüpfte damit an eine preußische Tradition aus der Zeit des napoleonischen Befreiungskrieges 1813 an, als die Damen des preußischen Königshofes Werte wie Patriotismus und Bescheidenheit durch den Tausch ihres Gold- und Silberschmuck gegen Eisenketten demonstrierten.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „1914 – Mitten in Europa“



Regina Weber


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