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Grafik Industrieanlage

Stempeluhr der Dey Patents Company

um 1900

Aus Holz gearbeitete Stempeluhr mit auffälligen, metallischen Ornamenten

Stempeluhr (Stechuhr), Dey Patents Company, Syracuse, N.Y. (USA), um 1900, Holz, Metall, Glas, 75 x 51 x 50 cm, Inv.-Nr.: sg 97/55 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Als „Stechuhren“ etwa ab 1885 eingeführt, markierten Stempeluhren durch Eindruck kleiner Vertiefungen in eine Karte auf die Minute genau Beginn und Ende der Arbeit sowie Pausen und Überstunden. Die wachsende Zahl an Beschäftigten machte eine systematische Erfassung von Arbeits- und Fehlzeiten unumgänglich.


Erst mit der Erfindung und dem Einsatz von Arbeitszeitmessinstrumenten ab Anfang des 19. Jahrhunderts wurde eine genaue zeitliche Terminierung und Erfassung geleisteter Lohnarbeit einer Mehrzahl von Beschäftigten möglich. Und nicht von ungefähr hießen sie zunächst „Arbeiterkontrolluhren“.


Ähnlich wie Fabrikuhren, Glocken oder Sirenen sollten sie die Arbeiter an feste Arbeitszeiten gewöhnen. Gerade in der Frühzeit der Industrialisierung waren die meisten Menschen mehr durch den natürlichen Rhythmus von Tag und Nacht, bzw. durch Art und Umfang ihrer jeweiligen Aufgabe als durch zeitlich genau fest gelegte Arbeitszeiten geprägt. Stech- und später Stempeluhren (heute als „elektronische Zeiterfassung“) unterwarfen die Arbeit einer abstrakten, chronometrischen Zeit. Registriert und kontrolliert wurde die körperliche Anwesenheit, genannt Arbeitszeit. Tatsächlich war die Präsenz am Arbeitsplatz bei größeren Beschäftigtenzahlen auch gar nicht mehr anders kontrollierbar. Kartenbretter, unterteilt in „abwesend“ und „anwesend“, zeigten auf einen Blick den Fehlstand. Die individuelle Stempelkarte verhinderte zudem Verwechslungen und diente als Beleg für die abgeleistete Zeit.


Insbesondere größere Fabriken, in denen viele Menschen arbeitsteilig beschäftigt waren, bedienten sich der Stechuhr als Erziehungsinstrument zur Pünktlichkeit. Denn Maschinen und Anlagen sollten möglichst ausgelastet werden. Zudem erforderte der Arbeitsablauf eine gleichzeitige Anwesenheit, und das hieß pünktliches Erscheinen aller Beschäftigten. Zuspätkommende wurden oft durch Ausschluss diszipliniert: Die Fabriktore wurden nach offiziellem Dienstbeginn verschlossen – die Arbeiter mussten unverrichteter Dinge – und natürlich ohne den Tagesverdienst – nach Hause gehen.


Claudia Bruch


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