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Grafik Industrieanlage

Strandanzug für Herren

um 1955

Zweiteiliger, grüner Strandanzug für Damen, bestehend aus einer knappen Hose und weitem Hemd, aus den 1950er Jahren

Strandanzug für Herren, Vollmoeller AG Stuttgart-Vaihingen, um 1955, Baumwolle, 65 x 80cm (Oberteil), 35 x 48 cm (Hose), Inv. Nr.: ra 12/122 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

Dieser Strandanzug für Damen besteht aus einer knappen Hose und weitem Hemd im typischen Stil der 1950er Jahre. Er steht aber nicht nur für die erste Urlaubswelle der Deutschen, die vermehrt an die Strände Europas fuhren. Vielmehr ist er auch eines von vielen Beispielen der langen transatlantischen Zusammenarbeit in der Textilindustrie, die von der NS-Diktatur und dem Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde.


Es sind zwei kleine Details, die diese Kombination für die Badenixe neben Farbe und Schnitt so interessant machen: das Etikett am Kragen des Hemdes und der Aufnäher mit Logo an der Hose. Sie zeigen, dass an der Produktion zwei Modegiganten im transatlantischen Wirtschaftssystem zusammengearbeitet haben.


Die Vollmoeller AG Stuttgart-Vaihingen gilt 1910 als der größte Trikotagenhersteller weltweit mit mehr als 3.000 Mitarbeitern und Standorten rund um Stuttgart und Berlin. In der Wirtschaftskrise der späten 1920er Jahren sucht Karl Gustav Vollmoeller nach neuen Märkten. Auf seine Initiative gehen die Lizenzvereinbarungen von 1932 mit der US-amerikanischen Firma Jantzen Knitting Inc., einem Spezialhersteller für Badeanzüge, zurück. Vollmoeller will am Geschäft mit denjenigen, die Arbeit und Freizeit haben, verdienen.


Die 1910 gegründet Jantzen Inc. galt zu diesem Zeitpunkt als die bekannteste Trademark der Welt. Auf der Hose des Anzugs ist die zweite Fassung des Logos, die springende Schwimmerin im roten Badeanzug, aufgenäht. Doch nicht mit Einteilern wurde Jantzen berühmt, sondern mit den Zweiteilern. Und als Louis Reard direkt nach dem zweiten Weltkrieg in Frankreich den Bikini in seiner modernen Form präsentierte, profitierten wiederum die alten Partner Jantzen und Vollmoeller. Strandanzüge waren gefragt, um nach dem Schwimmen beim Flanieren die als äußerst erotisch empfundene Badekleidung zu verhüllen.


Weitere Informationen zum Ausstellungsprojekt „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“


Martin Schmidt


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