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Grafik Industrieanlage

Kinderlederhose

um 1965

Braune Kinderlederhose

Kinderlederhose, um 1965, Leder, Textil, Kunststoff, Metall, 36 x 65 cm, Inv.-Nr.: rz 95/589 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

In den ersten beiden Jahrzehnten nach 1945 war die kurze Lederhose das beliebteste Kleidungsstück für Jungen. Allerdings liegen die kostümgeschichtlichen Wurzeln tiefer.


Zunächst als „Bauernmode“ in den Städten verpönt, wurde die kurze Lederhose nach dem Ersten Weltkrieg salonfähig. Doch noch setzte sie sich als Kinderkleidung nicht so durch, wie dies nach 1945 der Fall sein sollte. Der Matrosenanzug, seit der Gründerzeit Statussymbol, bleib zunächst das beliebteste Kleidungsstücks für Knaben. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sorgten der allgemeine Mangel und der Zwang zur Sparsamkeit dafür, dass die praktisch unverwüstliche Lederhose sich durchsetzte: kein Fleck war zu sehen, kein Waschen nötig, kein Drahtzaun ließ Löcher oder Winkelrisse befürchten.


In der Tradition einer seit den 1920ern beliebten folkloristischen Mode, produzierten die bekannten Konfektionäre die Lederhose in großen Stückzahlen. Kombiniert mit einem Pulli für alle Tage oder einem Hemd für die Sonn- und Feiertage konnte sie die ganze Woche über getragen werden. Jungen wie Eltern waren stolz auf dieses besondere Kleidungsstück. Nach einer kurzen Blüte der Kniebundhose in den 1960er Jahren, begann die aus Amerika stammende Jeansmode der Lederhose den Rang abzulaufen.


Zur Lederhose trug der Junge Strümpfe, und zwar zunächst Wollstrümpfe, die an die Unterhose geknöpften werden konnten, dann immer mehr solche aus Mischgeweben oder Kunstfasern. In den 1950er Jahren wurde den Naturfasern Perlon beigemischt und damit die Elastizität der Strümpfe und Socken gesteigert. Doch macht das folgende Zitat deutlich, dass in der rauen Wirklichkeit eines Knabenalltags die Lederhose oft ohne solche kratzenden und immer wieder rutschenden „Accessoires“ getragen wurde:

„Morgens reingestiegen, abends rausgestiegen, seitlich hing die Unterhose immer so ein Stück raus, das war einem gar nicht peinlich oder unangenehm. Der Dreck viel oben rein und unten wieder raus, das war kein Problem. Eigentlich gehören da zugepinkelte Beine dazu, alles andere wäre nicht original“ - so der Vorbesitzer der Lederhose zu seinem inzwischen zu Museumsehren gekommen Kleidungsstück.


Martin Schmidt


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