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Alle Standorte des LVR-Industriemuseums haben am 1. Mai von 11-18 Uhr geöffnet, ausgenommen davon sind der Peter-Behrens-Bau & der Oelchenshammer.

Grafik Industrieanlage

Nassrasierer „Rapide“

1900 – 1925

Rasiermesser, Klingenhalterung mit Klinge und rote Blechdose als Verpackung

Nassrasierer „Rapide Sicherheits-Rasirmesser“, Firma Zwilling J.A. Henckels, Solingen, 1900 - 1925, Stahl, 10,5 x 4,4 x 1,7 cm (Rasierer), 2,8 x 11,4 x 4,7 cm (Blechdose), Inv.-Nr.: sg 96/53 © LVR-Industriemuseum, Foto: Jürgen Hoffmann

„Schnell und sicher“ lautete das Werbeversprechen der Firma Zwilling kurz nach 1900. Der Nassrasierer wurde immer beliebter und hielt Einzug in die privaten Haushalte. Der Gang zum Barbier war somit überflüssig geworden.


1891 meldete der Eisenwarenhändler Ernst Scharff das Patent eines „Sicherheitsrasirmessers“ an, dessen Rechte die Firma Zwilling J.A. Henckels aus Solingen erwarb. Das „Sicherheitsrasirmesser“ stellte eine wesentliche technische Verbesserung dar und löste das bis dahin gebräuchliche Rasiermesser nach und nach ab. Es zeichnete sich durch seinen rundlichen Griff mit einem Gehäuse aus, in dem das Messer eingebettet war. Neben der technischen Entwicklung beeinflussten auch gesellschaftliche und politische Veränderungen die alltägliche Praxis der Körperpflege.


In der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. war der hochgezwirbelte Bart vor allem in konservativen Kreisen in Mode gekommen. Das „haarige“ Markenzeichen des Herrschers nahmen zahlreiche kaisertreue Bürger zum Vorbild, war es doch Ausdruck von Status, Autorität und Macht. Auch jüngere Männer wollten mit dem „Kaiserbart“ Durchsetzungsfähigkeit und Dominanz demonstrierten.


Doch bereits vor dem Ersten Weltkrieg setzte sich in unterschiedlichen Milieus die Mode der Glattrasur durch. In Europa und den USA stand ein glatt rasiertes Gesicht für den modernen Mann. Wichtige Impulse kamen aus amerikanischen Filmen, in denen glatt rasierte junge Helden auftraten.


Auch in der Körperkult- und Sportbewegung trugen die Männer keinen Bart mehr. Bei Tangotänzern kam um 1911 ein schmaler Oberlippenbart, das sogenannte Menjou-Bärtchen, in Mode. Er bildete einen besonderen Akzent im ansonsten haarlosen Männergesicht als Gegenüber zum Gesicht seiner Tanzpartnerin.


Mit dem Ersten Weltkrieg verschwanden Vollbärte und stilisierte Backenbärte ganz. Spätestens seit den Chlorgasangriffen im Oktober 1915 mussten sich deutsche Soldaten rasieren, da ein Bart beim Aufsetzen von Gasmasken störte. Darüber hinaus erforderte das Tragen der Gasmaske einen dichten Abschluss im Gesicht.


In den 1920er Jahren behielten die Männer ihre Gewohnheiten bei. Bartstoppeln galten als ungepflegt. Der Nassrasierer hatte sich nun weitgehend durchgesetzt.


Regina Weber


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