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Stadt, Land, Garten
30. März - 29. Oktober 2017

Eine Ausstellung zur Kulturgeschichte des Nutzgartens

Ausstellung

Von März bis Oktober im LVR-Industriemuseum
Kraftwerk Ermen & Engels

Ein Liegestuhl, im Hintergrund eine Projektion mit historischen Fotos auf Großleinwand.

In der Ausstellung werden drei historische Epochen beleuchtet, von den Anfängen der Selbstversorger und Klostergärten über den „Gartenhunger“ der Zeit der Industrialisierung bis hin zur globalisierten Lebensmittelversorgung heute – und den aktuellen Gegenbewegungen; Biogarten, Ackergarten oder Urban Gardening. So wird die sich wandelnde Bedeutung des Gartens deutlich – von der Existenzsicherung zur Erdung.

Auf kreisförmig ausgerichteten Holzbalken wurde ein modell errichtet, welches die vier Jahreszeigen veranschaulicht. Vier verschiedene Erdkugeln stellen die jeweilige Position zur Sonne dar.

Die Besucher empfängt ein Jahresring, der die Entwicklung der Pflanzen vom ersten Keim, über das Wachstum bis hin zum winterlichen Vergehen erläutert. In einem weiteren Ring stellt die Ausstellung die saisontypischen Arbeiten und Werkzeuge vor, die über die Jahrhunderte verblüffend gleich geblieben sind.

Ein Schild bildet Bohnen ab. Die Aufschrift sagt: "Strauch- oder Buschbohnen".

Nicht nur die Arbeit überrascht durch Beständigkeit, auch die Gemüse-Pflanzen haben sich seit Jahrhunderten kaum verändert, wie die Pflanzenbiographien zeigen. Diese liefern nicht nur Informationen zu Herkunft und Geschichte, sondern auch alte Rezepte für den Selbstversuch.

Ein Installation mit verschiedenen Schuhen für den Garten, z.B. Gummistiefel

Zu jeder Epoche gibt es eine Insel, auf der Gefühle und Emotionen der Gärtner dargestellt werden: Objekte und Geräuschcollagen lassen Erinnerungen an vergangene Gartenzeiten anklingen. Dort bietet sich auch die Möglichkeit sich zu setzen und Interviews zu hören. Mehrere Gärtner wurden im Laufe eines Jahres begleitet und erzählen in Interviews von ihren Gärten und ihren Gartenfreuden.

Großflächige Projektion von Fotos auf einer Leinwand in der Ausstellung

Großflächige Projektionen lassen die Besucher in die Gartenwelten vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte eintauchen.

Ein gemaltes Bild von einem altertümlichen Obstmarkt.

In der vorindustriellen Zeit dienten Gärten als notwendige Nahrungslieferanten. So gut wie jeder Haushalt lebte auch von selbst angebautem Gemüse. Klostergärten dienten der Selbstversorgung und dem Anbau von Heilkräutern.

Ein altes, gemaltes Bild von Einer Frau bei der Gartenarbeit.

Während der Industrialisierung verloren die Gärten in den Städten zunächst an Bedeutung. Doch schon bald bekam der Gemüseanbau in den Siedlungsgärten der Werkssiedlungen und in städtischen Kleingartenanlagen wieder an Bedeutung. Vor allem in Not- und Kriegszeiten trugen die städtischen Gärten wesentlich zur Existenzsicherung bei – und Nutzgärten wurden als „Sozialstaat hinterm Haus“ verstanden und gefördert.

Mehrere Kisten, in denen Gemüse und andere Pflanzen gezüchtet wird, stehen in einem Hof.

Seit den 60er Jahren verlor der Nutzgarten zunehmend an Attraktivität. Der Garten wurde zum Erholungsort mit Rasen und Zierpflanzen. Doch seit Ende der 70er gibt es einen Trend zum Biogarten – und zum Anbau von eigenem, schadstofffreien Gemüse. Das Urban Gardening steht in dieser Tradition, macht das Gärtnern aber zur gemeinsamen, öffentlichen politischen Aktion: „Eine bessere Welt ist pflanzbar!“

Detailansicht von kleinen Pflanzen in einer Installation in der Ausstellung

Die Ausstellung zeigt auch eine Installation zum Indoor-Gardening, die Bezug auf die Vision nimmt, dass der zukünftige Gemüsebau wieder in Stadt, unter kontrollierten Bedingungen, ohne Pestizide und Herbizide stattfinden könne. Das Indoor-Gemüse wächst unmittelbar in der Nähe des Konsumenten - in einer Hydroponic-Anlage.

Detailansicht einer Drehscheibe für Kinder in der Ausstellung

Die ganze Ausstellung bietet auch Spaß für die jüngere Generation. „Anfassen erwünscht!“, lautet das Motto und es gibt es eine Menge zu entdecken. Verschiedene Aufgaben laden zum Puzzeln, Malen und Ausprobieren ein. Spielerisches Lernen ist garantiert!

Ein kleiner Junge hält ein Brett voller Spielkarten.

Und es gibt Sammelkarten zu entdecken. Werden sie gefunden, dürfen sie mitgenommen werden! Je mehr man hat, desto besser! Denn dahinter verbirgt sich ein spannendes Spiel, das nur auf kluge Köpfe wartet…

Ein kleines Mädchen pflückt Kohlrabi aus einer Pflanzkiste

„Gartenkisten" im Außengelände nehmen Bezug auf die Idee des Urban Gardening und laden zum Mitmachen ein. Aus allerlei recycelbaren Materialien zusammengebaut, werden sie draußen bewirtschaftet - und das äußerst erfolgreich. Von Tomaten, Erdbeeren und Kartoffeln bis hin zu Rhabarber ist alles dabei!

>Zur Bauanleitung einer Gartenkiste.

Logo mit dem grün-gelben Schriftzug "Gartenkultur"

Zur Ausstellung entwickelte eine Studierendengruppe der Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde an der Universität Bonn den Blog „Gartenkultur“.


www.gartenkultur.wordpress.com

Das Ausstellungsteam:



Konzeption: Katalog, Ausstellung

Dr. Sabine Schachtner, Annette Schrick (beide LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach) und Detlef Stender (LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller).

Wir bedanken uns für die Unterstützung bei der Erstellung des Katalogs: Dr. Regina-Maria Neft (Euskirchen), Dagmar Thiemler (LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs), Dr. Kerstin Walter (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)



Architektur, Gestaltung, Grafik

Rainer Lendler, Ausstellungsarchitektur Berlin

Robert Beckand, Berlin

Patrik Kochlik, Berlin



Fotografien und Interviews

Norbert Breidenstein, Köln

Wir danken den Gärtnerinnen und Gärtnern, die uns die Möglichkeit gegeben haben, ein Jahr lang ihre Gartentätigkeit zu begleiten: Maria Kock, Eberhard Maurer, Petra Schulte, Herbert Schumacher, Anna Wissmann



Ausstellungsbau

Christian Claus, Thomas Frehmann, Nikolaus Jansen, Michael Lurkowski, Markus Nowhöfer, Peter Schulthoff, Andreas Thiel, Michael Unger, Christoph van der Wielen



Film zur Zukunft des Gartens

Wir danken der Studierendengruppe der Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde an der Universität Bonn,

  • die die Filmcollage zur Zukunft des Gartens in der Stadt zusammengestellt hat,
  • die zur Ausstellung den Blog "Gartenkultur" entwickelt hat.