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Grafik Industrieanlage

Arbeitswelt und Industrialisierung Anatoliens aus der Sicht junger Künstler

Erstmals Kunstausstellung in der Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen

7. September 2017

Solingen. Das LVR-Industriemuseum in Solingen zeigt in seiner neuen Ausstellung „Arbeitswelt und Industrialisierung Anatoliens aus der Sicht junger Künstler“ in der Zeit vom 8. September 2017 bis zum 25. März 2018 Bilder, Skulpturen und Fotografien von jungen Künstlerinnen und Künstlern aus der Türkei. Ihre Werke thematisieren die brachialen Veränderungen Anatoliens, die durch die rasante industrielle Entwicklung in der Türkei ausgelöst wurden.


Die künstlerischen Themen

Diese Umbrüche bedeuten für die Künstlerinnen und Künstler immer auch Lebenswirklichkeit und führen zu ganz unterschiedlichen, sehr subjektiven und manchmal auch provokanten künstlerischen Ausdrucksformen, die in den 120 Werken in der Ausstellung zu sehen sind. Die Arbeiten verdeutlichen die tiefe Zerrissenheit zwischen Tradition und Moderne, zwischen Aufbruch und Rückschritt, zwischen handwerklichem Ethos und beschleunigter industrieller Arbeitswelt. Baustellen und Industrieanlagen erscheinen als dunkle und elende Kolosse, als ölige, schmutzige und fremde Maschinerie. Die Menschen fühlen sich ihrer Heimat entfremdet. Sie haben ihre Individualität verloren und leben entwurzelt in einer zerstörten und lebensfeindlichen Umwelt. Doch nicht allein zunehmende Anonymität und soziales Elend, sondern auch die faszinierende Ästhetik moderner Industriebauten oder der Wandel der Alltagswelt in Werkstätten und Kaffeehäusern werden in den Blick genommen. Die Kunstwerke bringen Stimmungen nahe, werfen Fragen auf, ermuntern zum Nachdenken oder schaffen auch Irritationen und Ungewissheiten. „Es sind Bilder, die der Betrachter lesen kann“, so Ingo Nitzsche, der Kurator der Ausstellung.


Industriemuseum und Kunst

Um sich dem Thema „Arbeit und Industrialisierung in Anatolien“ zu nähern, wurde das Medium der Kunst bewusst ausgewählt. Um menschliche Gefühle, Ängste oder Mentalitäten zu veranschaulichen, greifen die klassischen Ausstellungsobjekte eines Industriemuseums – etwa der Henkelmann oder die Bohrmaschine – oftmals zu kurz. Die Kunst hingegen ist ein äußerst sensibler Seismograph, der die Verzweiflung und Ratlosigkeit oder auch die Hoffnungen und Träume angesichts gewaltiger gesellschaftlicher Umwälzungen eindringlich nahe zu bringen vermag.


Industrialisierung und Wirtschaft in der Türkei

Während des osmanischen Reiches war die Türkei nur sehr marginal industrialisiert. Nach Gründung der türkischen Republik im Jahre 1923 erfolgte unter Atatürk ein erster Industrialisierungsprozess, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg fortsetzte. Joint-Venture Unternehmungen namhafter Konzerne wie Ford, MAN oder Bosch forcierten in den 1960er und 1970er Jahren diese Entwicklung. Wachstumsraten von teilweise mehr als zehn Prozent führten zu einer starken Verstädterung, während gleichzeitig die Arbeitslosigkeit auf dem Land in die Höhe schnellte und die Arbeitsmigration nach Westeuropa auslöste. In den türkischen Industriegebieten herrschten Arbeitsbedingungen wie im Frühkapitalismus. Berüchtigt waren die Dumpinglöhne der bedeutenden türkischen Schiffbau-Industrie und die unzulängliche Arbeitssicherheit, wie sie noch 2014 zu dem Unglück im Bergwerk von Soma führte.


Heute entfallen neunzig Prozent der türkischen Exporte auf Industriegüter. Größte Exportbranche sind die Automobil- und deren Zulieferindustrie. Daneben spielt die türkische Bekleidungsindustrie eine wichtige Rolle und auch vierzig Prozent der Fernsehgeräte, die in Westeuropa verkauft werden, stammen aus der Türkei.


Veranstaltungen rund um die Ausstellung

Die Ausstellung wird ergänzt durch ein Begleitprogramm mit Führungen für Erwachsene und Kinder, einen internationalen Kulturabend mit Musik, Fotos und Film und kulinarischem Angebot, einer Lesung und einem Vortrag sowie einer Gesprächsrunde, bei der sich türkische Unternehmen aus Solingen vorstellen.


Bereits in den letzten Jahren hat sich das LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs mit verschiedenen Veranstaltungsangeboten erfolgreich dafür eingesetzt, die Einwanderungsgesellschaft als Zielpublikum zu gewinnen. Die neue Ausstellung „Arbeitswelt und Industrialisierung aus der Sicht junger Künstler“ trägt dazu bei, dieses Anliegen weiter zu festigen.


Die Ausstellung wurde von Ingo Nitzsche aus Stühlingen kuratiert. Er verfügt über gute Kontakte zur jungen Kunstszene in der Türkei und hat die Werke zusammen mit den Künstlerinnen und Künstlern vor Ort ausgewählt. Die Ausstellung wurde in Kooperation mit dem Porzellanikon Selb realisiert.


Zur Ausstellung ist ein Katalog in deutscher und türkischer Sprache erschienen.


Ausstellungszeitraum: 08.09.2017 - 25.03.2018


Öffnungszeiten: Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr


Eintritt: 3 €, Kombikarte 6 € (Sonder- u. Dauerausstellung), Kinder und Jugendliche Eintritt frei

Führungen für Schulklassen: 40 €, Führungen für Freizeitgruppen: 50 €


Informationen und Anmeldung:kulturinfo rheinland Tel.: 02234 / 9921-555, Mail:


Pressefoto

Die Pressebilder dürfen nur zu Pressezwecken im Rahmen der aktuellen Berichterstattung über die Ausstellung "Arbeitswelt und Industrialisierung Anatoliens aus der Sicht junger Künstler" im LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen nutzt werden. Eine gesonderte Verwendung des Fotos ist nicht erlaubt.


Foto zeigt ein Bild mit einem gemalten Mann

Duygu Akyol: „Stadt für einen Menschen I“, 2010, Öl auf Leinwand, 120x120 cm

Foto: Hilal Gürdal

© Duygu Akyol


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Foto zeigt Industrie-Gerüste

Mukbile Görgün: „Ohne Titel“, 2014, Ol auf Leinwand, 100 x 110 cm

Foto: Hilal Gürdal

© Mukbile Görgün


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Foto zeigt ein buntes gemaltes Männergesicht

Serap Öney, „Bauer“, 2013, Acryl auf Leinwand, 100 x130 cm

Foto: Hilal Gürdal

© Serap Öney


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Foto zeigt ein Schneideratelier

İnci Bacacı: „Schneideratelier“, 2014, Fotoprint auf Aluminium, 60 x 50 cm

© İnci Bacacı


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Foto zeigt ein Gemälde mit drei Männern

Mahmut Kemal Arslan: „Soma“, 2014, Wasserfarbe auf Papier, 63 x 52 cm

Foto: Deniz Tokgüz

© Mahmut Kemeal Arslan


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Foto zeigt ein Gemälde mit 4 Männern und ein Taxi im Hintergrund

Dilek Yavuz:“Taxifahrer“ , 2011, Öl auf Leinwand, 120 x 100 cm

Foto: Hilal Gürdal

© Dilek Yavuz


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Foto zeigt ein Gemälde mit einem Mann mit Helm

Füruzan Şimşek: „Ohne Titel“, 2014, Öl auf Leinwand, 100 x 110 cm

Foto: Hilal Gürdal

© Füruzan Şimşek


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Foto zeigt Porzellanteller auf einem Tisch

Zehra Serbest: Zahnräder und das osmanische Haliç–Motiv“, 2002, Teller mit Unterglasurbemalung, Ø 39 cm

Foto: Stefanie Bermann

© Zehra Serbest, 2011


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Foto zeigt ein Gemälde mit einemMann

Sevinç Çiftçi: „Ohne Titel“, 2014, Öl auf Leinwand, 30 x 45 cm

Foto: Hilal Gürdal

© Sevinç Çiftçi


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